Wem auf der Turracher Höhe langweilig wird, dem ist nicht zu helfen. Neben lässigen Abfahrten locken Snowparks und Slopes, eine Rodelbahn, ein Seetaxi und der Pistenbutler.
Steirern und Kärntnern wird nachgesagt, sie seien grundsätzlich lustige Zeitgenossen. Liegt ein Skigebiet dann noch in beiden Bundesländern, müsste sich der hochalpine Schmäh auf 1763 Metern Seehöhe eigentlich potenzieren. Und schon beim ersten Blick auf den Pistenplan fühlen wir uns in dem Verdacht bestätigt, denn die Namensgebungen von Abfahrten und Aufstiegshilfen zeugen von teils schelmischen Pointen: Es gibt den Engländerlift samt gleichnamiger Abfahrt die Flachländlern sehr entgegenkommt, den Seitensprunglift mit der Alibi-Abfahrt, die tierischen Pisten Lampl, Schafnase und Schafkopf sowie die Schafalmbahn und den Schlepper Ottifant.
Lustig ist, zumindest für geübte Skifahrer, auch ein überwiegender Teil der Strecken, denn von den insgesamt 42 Kilometern sind rund 28 mittelschwer bis schwer. Für ebendiese Bergfexen empfiehlt sich der Einstieg bei der Kornockbahn. Dort lässt es sich – reist man früh genug an – auch gleich parken. Der Sechsersessellift bringt einen auf den 2205 Meter hohen Kornock, wo einem schon ein frisches Lüfterl um die Nasen blasen kann. Aber für eine windstille Gegend war die Turracher Höhe noch nie berühmt. Und außerdem geht es ohnehin schnell wieder nach unten. Wer anschließend über den oberen Teil der Kornockabfahrt auf die Schafnase (schwarz!) biegt und schließlich auf der Schafkopfabfahrt Richtung Schafalmbahn-Talstation fegt, ist gute zwei Minuten beschäftigt und wieder aufgewärmt.
Von der Bergstation des Sechsersesselliftes Schafalm haben wir die Auswahl aus vier Abfahrten (Kornock, Hirschkogel, Pauli und Mapaki) und auf keiner davon kommt Langeweile auf. Selbst auf flacheren Abschnitten sorgt das teilweise recht große Gedränge für aufregende Momente, denn der Berg hat sich in den letzten Jahren zu einem Lieblingsplatz der Unterkärntner entwickelt. Zurück zum Spaß, denn der wird auf der Turrach auch pistentechnisch inszeniert: Wem klassische Abfahrten zu normal sind, findet auf der Kornock u. a. einen 1,5 Kilometer langen Snowpark (für Freestyler und Verwegene) sowie eine Funslope, die kleinen und großen Kindern 850 Metern Unterhaltung bietet, dabei aber nicht sonderlich gefährlich ist. Dafür sorgen etwa ein Karussell, zwei Tunnels, eine kleine Rampe und ein nicht zu steiles Gefälle.
Auch beim Wechsel von den westlichen Pisten auf jene im Osten, hat man sich etwas einfallen lassen und dabei den Turrachsee integriert: 1800 Meter Seehöhe bringen mit sich, dass er verlässlich zufriert und so schleppt ein Schneetaxi die Gäste rund um die Betriebszeit von hüben nach drüben (Video). Oberstes Gebot: Gut festhalten, sonst avanciert man zum Langläufer im Skatingstil.
Der Osten ist ursprünglicher, ruhiger, eventärmer und ein wenig schattiger. Bleibende Eindrücke hinterlassen die lange und sehr breite FIS-Abfahrt an der Turrachbahn (Sechsersessellift) ebenso wie die Schwarzsee- und Weitentalabfahrt. Der Weitentallift ist zwar ein Schlepper und noch dazu kein kurzer, allerdings entschädigt die fast romantische Fahrt durch den dichten Wald die lange Fahrtzeit . Ein Ausfall dürfte die Romantik aber recht schnell in unheimliche Hänsel-und-Gretel-Gefühle verwandeln. Oben angekommen gibt es einen herrlichen Ausblick über den kleinen Ort mit dem zugefrorenen See und das Panorama der Nockberge.
So sehr wir uns auch auf die Pisten fokussieren wollten, eine gesellige Ablenkung kann einem auf der Turrach allerorts passieren: der legendäre Pistenbutler. Er oder sie kann jederzeit und überall auftauchen und mit im Gepäck haben sie Prosecco, Säfte, Süßigkeiten Sonnencreme und – ab März – Eis. Der beliebte Service ist darüberhinaus noch kostenlos, aber kein Butler hat etwas gegen Trinkgeld.
Nachdem uns das Seetaxi wieder nach Westen gezogen hat, bleibt nur mehr eine Attraktion offen: die Panoramabahn bei der Ortseinfahrt aus Richtung Reichenau in Kärnten. Da die dortige Abfahrt nicht sonderlich mitreißend ist, bewältigt man sie lieber im “Nocki Flitzer”, einer Sommer- wie Winterrodelbahn. Umziehen ist nicht nötig! Die 1,6 Kilometer durch den Zirbenwald lassen sich auch in Skischuhen bergab düsen.
Die Turracher Höhe ist ein beeindruckendes Kleinod sowohl für geübte Skifahrer auf der Suche nach knackigen Pisten oder Tiefschneehängen als auch für Kinder oder junggebliebene Erwachsene. Nicht unerwähnt bleiben soll die Anfahrt aus Kärnten: Bei einer Steigung von bis zu 23 Prozent sollte man zumindest über seriöse Winterreifen verfügen.
Was uns gefallen hat:
- die exponierte Lage des Ortes auf 1800 Meter Seehöhe garantiert Schneesicherheit
- der abwechslungsreiche Mix zwischen Skifahren, Actionparks und Spaßfaktoren wie dem Pistenbutler
- das Schneetaxi über den See
- die Rodelbahn “Nocki Flitzer” mitten im Skigebiet
Was uns weniger begeistert hat:
- die steile Anfahrt von der Kärntner Seite ist nichts für Fahranfänger und lahme Enten (PS!).
- die Beliebtheit der Turrach wuchs schneller als die Anzahl der Parkplätze
Turracherhöhe – Facts:
- Tageskarte Erwachsene 46 Euro, Ermäßigt 37 Euro, Kinder 22,50 Euro
- gratis parken
- 42 Pistenkilometer mit insgesamt 14 Seilbahnen und Liften
- der Ort liegt auf schneesicheren 1763 Metern Seehöhe, die höchstgelegene Piste auf 2205 Metern
- zwölf Hütten und acht Restaurants
- Specials: Snowpark, Funslope, Kidsslope, Rodelbahn „Nocki Flitzer”, zweimal/Woche Nachtrodeln sowie einmal/Woche Nachtskilauf und eine zwölf Kilometer lange Skirunde um den See, die bis auf 2020 Meter führt
Und was gibt es noch?
Jeden Mittwoch lädt eine Genuss-Safari auf Skiern auf eine Tour von Hütte zu Hütte ein und mittwochs sowie donnerstags gibt Pistenbutler Elmar Einblick in die Lifttechnik und die Arbeit der Seilbahnmitarbeiter. Alle weiteren Infos findet ihr hier.