Bad Kleinkirchheim in Kärntens Nockbergen mag auf den ersten Blick etwas altbacken wirken, aber zu lässigen und breiten Pisten fährt man gerne mit Liften von damals.
Einen Ort, der mit „Bad“ beginnt, verbindet man unweigerlich eher mit einem Kur-laub und Heilthermen als mit Pistenabenteuer und Geschwindigkeitsrausch. Zudem wirkt einiges in Bad Kleinkirchheim ein bisschen in die Jahre gekommen. Lässige und anspruchsvolle Abfahrten können zwar genauso altern, nützen sich dabei aber zum Glück niemals ab. Willkommen in den Kärntner Nockbergen!
Bad Kleinkirchheim kann zwar gleich mit zwei Liften im Ortszentrum aufwarten, wer aber den spannenden Teil der um die 100 Pistenkilometer binnen eines Tages abklappern möchte, der startet mit der Kaiserburgbahn. Und ehe ihr in der rustikalen aber bequemen Sechser-Gondel zu mosern beginnt – haltet inne! Sie stammt zwar aus den 80er-Jahren und man sieht es ihr auch an, aber erstens folgen fortan nicht mehr viele Gondeln und zweitens eine noch wesentlich ältere. Die Fahrt bis auf die 2055 Meter Hohe Kaiserburg dauert um die 15 Minuten und gibt schon einen guten Überblick über die nahenden Pisten. So etwa locken sowohl links als auch rechts des Hirschsprungliftes, einem besonders nostalgischen Schlepper, abwechslungsreiche Hänge. Ausstiegsstelle des Hirschsprungliftes ist auch der Einstieg in die FIS K70, eine ehemalige Rennstrecke mit erstaunlichem Gefälle (bis zu 80 Prozent), die mittlerweile zu einer 3,2 Kilometer langen Skiroute umfunktioniert wurde. Wer gerne nicht so weit weg vom Schuss ein paar Schwünge im Tiefschnee ziehen möchte, findet zwischen Hirschsprunglift und Muldenlift ein paar kurze, aber feine Hänge.
Eine erste längere und auch nicht ganz anspruchsarme Abfahrt ist jene vom Gipfel der Kaiserburg zur Mittelstation der namensgebenden Bahn. Die Piste besticht vor allem durch ihre enorme Breite und liegt noch mehr Schnee, finden sich bestimmt noch weniger Steinchen als bei unserem Besuch. Zu den interessantesten und herausfordernsten Hängen geht es mit der Strohsackbahn. Diese Attribute wurden uns allerdings „nur“ von erfahrenen Einheimischen und den Fernsehbildern zugesichert. Am Strohsack beginnt auf einer Seehöhe von 1904 Metern die Franz-Klammer-Weltcupstrecke, von deren Spaßfaktor wir uns leider nicht persönlich überzeugen konnten – das taten in dieser Zeit Lindsey Vonn, Sofia Goggia, Cornelia Hütter und Co. Und angesichts der Ausfallsrate in Super-G und Abfahrt hat es die Streckenbeschaffenheit in sich. Nur ein Beispiel: Der „Klammer-Stich“, mit einem Gefälle von bis zu 80 Prozent, ist – außer für die Weltcupläuferinnen – generell nicht freigegeben.
Vom Gipfel des Strohsacks geht es auch über die schattige Maibrunnabfahrt zum zweiten und deutlich sonnigeren Teil des Kirchheimer Skigebietes in St. Oswald. Die altehrwürdigen Sonnwiesenbahnen I und II bringen uns zum Zungenbrecher Priedröflift, einem Schlepper aus den 80er-Jahren. Oben angekommen entschädigt zuerst der Ausblick über die weißen „Nockalan“ (Gipfel) der Nockberge, dann die knackig-kurze Priedröf- und Thermenabfahrt (selber Lift), und wenig später jene über den Wiesernock, die durch Länge und Breite besticht und zum Carven prädestiniert ist. Einer Zeitreise gleicht die Fahrt mit der Nockalmbahn, einer Gondel für vier Passagiere mit Baujahr 1978. Damals gewannen übrigens Sepp Ferstl aus Bayern die Abfahrt auf der Streif und Ingemar Stenmark sowie Hanni Wenzel den Gesamtweltcup.
Als Kleinod für Racer entpuppt sich zwischen Wiesernock- und Schartenbahn (beides flotte Vierersessellifte) die so genannte Scharte mit steilen- wie mittelsteilen Hängen und reichlich Platz. Den Abschnitt „Radentheiner Streif“ gleich schwarz zu markieren war jedoch etwas verwegen. Aber zumindest die Idee ist originell und das wenig bekannte Städtchen Radenthein erfährt dank des Kniffs alpine Ehren. Und keine Sorge, diese Streif bezwingt jeder problemlos.
Nicht minder paradiesisch geht der Tag auf den Pisten des Spitzecks (1913 Meter) und der Brunnach (1908 Meter) schließlich zu Ende: Ist nicht gerade Hochsaison sind die Abfahrten ein Mekka für langgezogene Schwünge und mit der Nationalparkbahn Brunnach aus dem Jahr 2001 „versteckt“ sich just die modernste Gondel im letzten Winkel von St. Oswald. Nun lässt sich das gesamte Gebiet entweder wieder auf umgekehrtem Wege erobern oder man zieht den Skibus von St. Oswald zur Kaiserburgbahn vor. Wir empfehlen den Bus, denn dann bleibt genügend Zeit für entspannende Stunden in einer der beiden Thermen (Römerbad oder St. Kathrein), die im Gegensatz zu den meisten Liftanlagen in den vergangenen Jahren rundum erneuert wurden.
Was uns gefallen hat:
- die Vielzahl an abwechslungsreichen und fordernden Abfahrten
- die malerischen Waldlandschaften, vor allem wenn es frisch geschneit hat
- die reibungslose Verbindung zwischen Bad Kleinkirchheim und St. Oswald
- die Rennstrecke am Panoramalift auf der Nockalm
Was uns weniger begeistert hat:
- die vielen alten Liftanlagen
- die immerhin noch 13 Schlepplifte
Bad Kleinkirchheim – Facts:
- Preise in der Hauptsaison (24. Dezember bis 2. April): Tageskarte Erwachsene 47 Euro, Ermäßigt 38 Euro, Kinder 23,50 Euro
- gratis parken bei den Liften
- gratis Ski-Thermenbus zwischen Bad Kleinkirchheim und St. Oswald
- 103 Pistenkilometer mit 24 Lift- bzw. Bahnanlagen
- 23 Hütten und Einkehrmöglichkeiten
- Specials: Kidsslope, Snowpark, Ruhebänke, Geschwindigkeitsmessstrecke
Und was gibt es noch?
Für alle, die nicht nur Ski fahren wollen, bietet Bad Kleinkirchheim ein paar winterliche Alternativen. So gibt es acht Kilometer beschneite Loipen, 60 Kilometer Winterwanderwege und Rodelmöglichkeiten auf der Kaiserburg und in St. Oswald. Alle weiteren Infos findet ihr hier.