Er war Abfahrtsweltmeister 2003, gewann dreimal den Abfahrts-Weltcup und 19 Rennen. Seit 2013 ist der Salzburger Michael Walchhofer (42) Vizepräsident des ÖSV. Im Interview spricht der Hotelier über seinen Beruf, die Modernisierung des Weltcups, den Nachwuchs und warum er Peter Schröcksnadel (76) nicht nachfolgen möchte.
Herr Walchhofer, Sie sind Vizepräsident des ÖSV und Hotelier. Was ist denn aufwändiger?
MICHAEL WALCHHOFER: Hotelier zu sein ist mein Job, meine Berufung und das verfolge ich nicht nur mit großer Leidenschaft, sondern es füllt auch meine Tage aus. Gott sei Dank, denn unmittelbar nach meinem Karriereende hab ich noch nicht gewusst, ob die Hotellerie das ist, was ich jeden Tag machen will. Nach sieben Jahren kann ich sagen: Das war die perfekte Wahl.
Und wie fordernd ist der Job beim ÖSV?
MICHAEL WALCHHOFER: Die Vizepräsidentschaft beim ÖSV mache ich nebenher und ehrenamtlich. Es ist schon eine Herausforderung – vor allem über die Jahre. Am Anfang war es, ich will nicht sagen einfacher, aber damals 2013 hab ich noch viele Inputs aus meiner Karriere mitnehmen können. Jetzt muss ich mir die Inputs regelmäßig ganz bewusst holen. Dafür bin ich bei Rennen und Trainings dabei und spreche regelmäßig mit Trainern und Läufern, um zu wissen, was wie läuft. Weil wir im Präsidium nun einmal die Richtung und die Strategie des Skiverbandes vorgeben.
Wie viele Personen umfasst das Präsidium?
MICHAEL WALCHHOFER: Acht. Der Präsident, fünf Vizepräsidenten, der Finanzreferent und der Generalsekretär.
In Ihrer Funktion als Vizepräsident drängt sich die Frage auf, ob Sie sich vorstellen können, Peter Schröcksnadel einmal zu beerben?
MICHAEL WALCHHOFER: Damit werde ich sehr oft konfrontiert. Entschieden wird das von den Präsidenten der Länder, also die Präsidentenkonferenz und zu ihnen habe ich auch einen sehr guten Draht. Aber man muss ganz ehrlich sagen, wenn man Präsident des Österreichischen Skiverbandes ist, geht das nicht nebenher. Peter Schröcksnadel hat den ÖSV dort hin gebracht, wo er jetzt ist. Trotzdem wird es nach ihm wahrscheinlich viele Erneuerungen geben und da wird der neue Präsident ordentlich laufen müssen. Das zeitlich unter einen Hut zu bringen, kann ich mir derzeit überhaupt nicht vorstellen.
Weil Ihr Herz zu sehr an der Hotellerie hängt?
MICHAEL WALCHHOFER: Genau.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Weltcups hin zu mehr Sprintabfahren und regelmäßigen City-Events?
MICHAEL WALCHHOFER: Mit den City-Events versucht man die Präsenz in den Städten zu erhöhen sowie näher an das Publikum zu kommen. Sprintabfahrten können für mich nur eine Ergänzung sein, denn jeder leidenschaftliche Skifan kann sich eine Saison ohne die Klassiker wie Wengen, Kitzbühel, Bormio oder Gröden nicht vorstellen. Als Ergänzung wären sie eine Auffrischung, das hat etwa die Sprintabfahrt der Damen vor zwei Jahren in Zauchensee gezeigt – der zweite Durchgang sorgte für unglaubliche Spannung. So wie der City-Event eine Ergänzung zum Slalom ist, könnte ich mir die Sprintabfahrten als Ergänzung zur Abfahrt gut vorstellen.
Bringen die City-Events auch tatsächlich etwas oder sieht das nur im Fernsehen cool aus, bleibt aber ohne große Nachwirkung?
MICHAEL WALCHHOFER: Für den Skisport sind diese Rennen definitiv eine gute Ergänzung und das spüren wir auch. Wir merken vor allem, dass sie über die Jahre immer besser funktionieren, sowohl in Sachen Organisation als auch bei der Stimmung. Unter den Athleten ist vielleicht nicht jeder gleich zufrieden. Die Erfolgreichen lieben es, die anderen weniger, aber das liegt in der Natur der Sache.
Wie steht es aus Ihrer Sicht um den Ski-Nachwuchs? Nicht um den innerhalb des ÖSV, sondern unter jenen Kindern, die nur zum Spaß Ski fahren. Gibt es heute genügend junge begeisterte Skifahrer, die auch in zehn Jahren eine Saisonkarte kaufen werden?
MICHAEL WALCHHOFER: Dramatisch ist die Situation nicht, aber das Thema ist da. In meiner Masterarbeit, die ich nach dem Karriereende geschrieben hab, ging es zwar um die Wirtschaftlichkeit von Weltcuprennen, aber im „Abspann” widmete ich mich auch dem Nachwuchs – mit leicht mahnenden Worten. Dafür sah ich mir die Besucherzahlen von einem Jugendhotel in der Zeit von 1995 bis 2012 an und sie waren rückläufig. Insgesamt ist uns da inzwischen aber ein Umkehrschwung gelungen. So fahren mittlerweile wieder mehr Schulen auf Skikurs, denn die Maßnahmen, die gesetzt wurden, haben gegriffen. Ob das Initiativen der Bergbahnen waren Angebote zu schaffen oder die Unterstützung der Länder mit vergünstigten oder kostenlosen Tickets. Aber wir müssen an diesem Thema auch in Zukunft intensiv dranbleiben.
Wie oft kommen Sie privat zum Skifahren?
MICHAEL WALCHHOFER: Aufgrund von „Skiline“ kann ich das genau nachvollziehen. Letztes Jahr waren es 29 Mal.
Lieber auf der Piste oder im Gelände?
MICHAEL WALCHHOFER: Beides. Ich fahre gerne auf den Pisten, genieße aber auch den Tiefschnee. Erst am Sonntag war ich wieder mit meine Buben unterwegs.
Haben die Buben Ambitionen es ihrem Papa gleichzutun und auch einmal im Weltcup zu starten?
MICHAEL WALCHHOFER: Nein, sie fahren zwar Rennen, aber zu wenig, dass es für die absolute Spitze reicht.
Sie sind Ihre ganze Karriere Atomic gefahren und geben dieser Tage als Markenbotschafter auch Ausblicke auf die neuen Kollektionen. An drei Beispielen festgemacht: Was sind Ihre Highlights?
MICHAEL WALCHHOFER: Ein Vielskifahrer wie ich braucht für die unterschiedlichen Arten Ski zu fahren auch unterschiedliche Ski. Auf der Piste ist für mich der X9 die perfekte Wahl, weil er eine gewaltige Stabilität hat und gegenüber seinem Vorgänger noch um einiges leichter geworden ist. Trotzdem ist er spielerisch und lenkt gut in die Kurven ein. Das macht das Skifahren für einen ehemaligen Rennläufer ein bissl gemütlicher. Im verspurten Tiefschnee taugt mir der Vantage 90 am meisten, weil du zwischendurch auch immer wieder auf die Piste kommst und auch dort ist er relativ gut zum Fahren. Beim Tourengehen und beim Telemarken schaut es natürlich wieder anders aus.
Aber der Marke bleiben Sie stets treu?
MICHAEL WALCHHOFER: Ich bin fast mein komplettes Leben nie einen anderen Ski gefahren als Atomic. Einmal hab ich im Sommer die Skier von einem Teamkollegen probiert. Die hat er nach zwei Fahrten wieder zurückbekommen.