Bei der Abfahrt am Donnerstag werden gleich fünf Österreicher ins Rennen gehen. Das ÖSV-Quartett und Christopher Hörl aus Saalfelden. Der 28-Jährige fährt allerdings für Moldawien. Wie bereits in der Kombination am Dienstag.
Wenn der (zumindest laut Flagge) Moldawier Christopher Hörl bei der Abfahrt am Donnerstag um 3.30 Uhr MEZ mit Startnummer 45 in Pyeongchang an den Start gehen wird, dürften sich bei einigen Zusehern – trotz früher Morgenstunde – ein paar Rädchen in Betrieb setzen. Diesen Namen hat man als Ski-Fan doch schon gehört? Aber fährt er nicht für gewöhnlich Slalom? Stimmt. Beides noch dazu. Aber der Slalomspezialist heißt Wolfgang, trat 2016 zurück und ist Christophers Cousin.
Seine Olympia-Premiere erlebte Christopher Hörl Dienstagfrüh in der Kombinations-Abfahrt. Ins Rennen ging er mit Startnummer 58 und belegte Platz 41 – mit drei Sekunden Rückstand auf den Erstplatzierten Thomas Dreßen. Den Slalom ließ er allerdings aus: „Wir haben die Kombiabfahrt als Training für die Spezialabfahrt genützt“, teilt uns Hörl am Dienstagvormittag mit. „Da mein Rücken aufgrund des Sturzes in Garmisch doch noch lädiert ist und Slalom nicht fördernd ist, haben wir uns entschieden den Slalom auszulassen. Die Kombiabfahrt war bis auf meinen Eigenfehler richtig gut. Step by step,“ zeigt er sich mit der Performance bislang nicht unzufrieden.
Aktualisierung: Mit einem Rückstand von 4,96 Sekunden auf Olympiasieger Aksel Lund Svindal belegte der Salzburger in der Abfahrt Platz 40.
Dabei schien die Karriere des Saalfeldeners Christopher Hörl im März 2015 am Ende. Ein FIS-Super-G in Slowenien endete für den damals 25-Jährigen mit einer Bänderverletzung. Das Saison-Aus war gleichzeitig ein Neuanfang, denn der erstbehandelnde Arzt, der Fieberbrunner Hans Frick, war auch gleichzeitig der Direktor des moldawischen Skiverbandes. Und der hatte einen langfristigen Plan für den verletzten Hörl, der sich seiner wenig aussichtsreichen Lage im ÖSV immer mehr bewusst wurde.
Um für Moldawien starten zu dürfen, durfte der Pinzgauer allerdings zwei Jahre an keinem Rennen teilnehmen. Wie überbrückt man so eine sportliche Durststrecke? „Hans Frick ist mein Coach. Er gab mir die Trainingspläne sowie die Richtung vor und ich hab ehrgeizig und fleißig trainiert”, erzählt Christopher Hörl. Seit dieser Saison gehört er wieder zum Rennzirkus und im Dezember stand er auch zum ersten Mal am Start einer Weltcup-Abfahrt: In Gröden wurde Hörl 68., in Bormio wenig später schon 58. In Garmisch stürzte er zwar spektakulär, die Olympia-Qualifikation ist ihm aber – dank seiner FIS-Punkte – geglückt. Antreten wird Hörl nach der Kombination als nächstes in der Abfahrt am Donnerstag. Im Training hatte er zwar rund vier Sekunden Rückstand, ließ aber zumindest Marcel Hirscher hinter sich.
Moldawien hat er inzwischen auch bereist und bewundert den dortigen Nationalstolz. Wie sieht es mit dem Seinen aus? „Ich sehe mich als Europäer, der Österreich im Herzen hat und sportlich für Moldawien tätig ist.“ Nach Südkorea entsandt hat das im Nordosten Rumäniens gelegene Drei-Millionen-Einwohner-Land übrigens insgesamt zwei Athleten: Hörl und Langläufer Nicolae Gaiduc. Antreten wollte der Salzburger ursprünglich in Abfahrt, Kombi und Super-G, aber Letzterer wurde inzwischen so weit nach hinten verschoben, dass Hörl ihn auslässt. Sein Ziel ist es, in beiden Bewerben sein „bestes Skifahren zu zeigen“ und nach den Spielen liegt der Fokus schon auf der neuen Saison: „Schritt für Schritt will ich mich mit Startnummer und Platzierung nach vorne arbeiten.“ Dabei unterstützen ihn nicht nur Moldawiens Skiverband sondern auch 17 Sponsoren aus der alten Heimat: „Ohne dieses Vertrauen würde es nicht funktionieren.“ Rund 100.000 Euro kostet alleine diese Saison.
Die Startzeiten aller Ski-Rennen bei den Olympischen Spielen findet ihr hier.