Das Weltfinale des Audi quattro Ski Cups stieg heuer am Ganslernhang in Kitzbühel. Den Gesamtsieg der Amateur-Rennserie unter Profi-Bedingungen holte sich die Schweiz. Für die Teilnahme qualifiziert hatte sich auch „Skiing Penguin“, nur die Schnapszahl auf der Startnummer war kein gutes Omen.
Es gibt Skirennen, die Marcel Hirscher, Mikaela Shiffrin und Co. nie gewinnen werden, denn sie verstoßen gegen die wichtigste Regel: Sie sind Rennläufer (mit FIS-Punkten) und solche sind von der Teilnahme am Audi quattro Ski Cup ausgeschlossen. Selbiges gilt übrigens auch für alle, die je ein FIS-Rennen bestritten haben, Skilehrer sind oder mit einem Rennanzug am Start aufkreuzen – es herrscht windunschlüpfrige Skianzug-Pflicht.
Alles andere an der Rennserie für Amateure lässt der Automobilkonzern aus Ingolstadt allerdings wie Weltcup wirken. Zehn Qualifikationsläufe gibt es pro Saison – von Alta Badia über Megève und St. Anton bis Verbier – mit dem Höhepunkt eines Weltfinales als Abschluss. Die dritte Auflage endete heuer in Kitzbühel, wo man sich nichts weniger als den legendären Ganslernhang reserviert hatte, um 64 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Frankreich, Italien, Österreich und der Schweiz in zwei Altersklassen um den jeweiligen Sieg gegeneinander antreten zu lassen. Gecoacht wurden die Hobby-Sportler von einstigen Profis mit Legendenstatus: Didier Cuche hatte die Eidgenossen unter seinen Fittichen, Kristian Ghedina die Italiener, Hans Knauß seine Österreicher und die Franzosen wurden von Marion Rolland motiviert. Die Arbeit mit den Schützlingen begann übrigens nicht erst auf Schnee. Spätestens ab dem Zeitpunkt der feierlichen und von Lukas Schweighofer humorvoll moderierten Startnummernauslosung am Abend vor dem Rennen, standen die Finalisten fast unter ständiger Betreuung ihrer Trainer. „Bist nervös, geh an die Bar“, riet etwa einer des Quartetts seinem Team – und dem Tipp kamen einige nach.
Im Fokus des Audi quattro Ski Cups steht natürlich der Spaß, aber das Team rund um die Rennserie ist mit Akribie und Ernsthaftigkeit bei der Sache. Festzustellen etwa an der harten Präparierung sowie der Kurssetzung des Riesentorlaufs unter der Regie des Kitzbüheler Ski Clubs und der Skischule element3: Locker-lässig lassen sich die 25 Fahrsekunden nicht bewältigen, zu tückisch sind zumindest zwei der drei Übergänge auf dem Ganslern, der im Weltcup als schwierigster aller Slalom-Hänge gilt. Wie viele Schwierigkeiten der Kamerafahrer (Vorläufer) und Autor dieser Zeilen mit der Strecke hatte, lässt sich bei der Kamerafahrt gar nicht erahnen:
Über zwei Durchgänge geht das Weltfinale, aber zumindest mussten sich die Teilnehmer nur eine Kurssetzung einprägen – es wurde im Vergleich zu den Profis vor dem finalen Lauf nicht neu gesteckt. Dafür gab es in der „Pause“ eine Videoanalyse durch Knauß, Cuche, Ghedina und Rolland. Mittendrin statt nur holpriger Vorläufer war „Skiing Penguin“ Lili – dank des überraschenden Sieges in der Qualifikation Anfang Februar (Details lest ihr hier). Zum „ledernen Omen“ ihrer Teilnahme avancierte Startnummer 44, denn beide Durchgänge endeten für Lili auf Platz 4. Kleiner Trost: Auf Marion Rolland, der Abfahrtsweltmeisterin von Schladming 2013, fehlten nur drei Sekunden (alle vier Legenden absolvierten die Strecke außer Konkurrenz).
Der sonnige Vormittag wurde zu einem Duell zwischen Österreich und der Schweiz. Die Altersklasse unter 40 Jahren holte sich bei den Damen und Herren das Heimteam, jene über 40 unsere westlichen Nachbarn. Die „Nachwuchs“-Arbeit stimmt also auch im Amateurbereich. Der Gesamtsieg ging heuer allerdings an die Schweiz.
Der Audi quattro Ski Cup hat sich für die Automobilkonzern binnen kürzester Zeit zu einem mitreißenden Spaßevent unter Weltcup-Bedingungen entwickelt. Wer sich der Herausforderung in der kommenden Saison stellen möchte, klickt immer wieder auf die Website – eine Neuauflage scheint fix. Einen Audi muss man für die Teilnahme genauso wenig besitzen wie einen Führerschein.