Aus Sicht der Ski-Fans zählt die „Streif Attack“ zum Höhepunkt des „Golf-Festival Kitzbühel“. Die zwölf Löcher auf der Abfahrtsstrecke spielten heuer etwa Hanni Weirather und Ondrej Bank. Nach ihrer Verletzung war Maria Höfl-Riesch immerhin als Fan mit dabei. „Streif Attack“ 2019 ist bereits fast ausgebucht.
Wer auf der Streif an den Start geht, für den wird es richtig ernst. Denn gleich wichtig wie der schnellste Weg ins Ziel ist es unverletzt zu bleiben. Im Sommer gehen die Uhren auf der Abfahrtsstrecke allerdings etwas anders. Das Golfturnier über die 3,3 Pistenkilometer nennt sich zwar „Streif Attack“, aber die Verletzungsgefahr ist fast gegen null reduziert – zumindest solange das (Berg-) Schuhwerk passt. Und eilig ins Ziel zu kommen hat es keiner der 17 Flights mit insgesamt 68 Teilnehmern. Es soll in den letzten Jahren sogar schon vorgekommen sein, dass so mancher Golfer noch auf der Seidlalm durstlöschte, als es schon dämmerte. Und die Seidlalm befindet sich immerhin mitten am Kurs und nicht kurz vor dem finalen 12. Loch im Zielgelände auf der Rasmusleiten.
Wohl gerade deshalb, weil bei „Streif Attack“ die legendäre Piste und die Gaudi im Fokus stehen, ist das Turnier im Rahmen des „Golf-Festival Kitzbühel“ Jahr für Jahr ausgebucht. Auch „Hausherr“ Michael Huber, Präsident des Kitzbüheler Skiclubs, nimmt es locker. Wenige Momente vor dem 1. Abschlag am Starthaus auf dem Hahnenkamm erkundigt er sich noch, mit welchem Eisen er die Streif denn im Vorjahr „attackiert“ habe. Ondrej Bank, der frühere Kombinierer aus Tschechien, bewältigte die Strecke im Winter viermal. Golfend sind seine Erwartungen minimal: „Ich bin richtig schlecht“, sagt der 37-Jährige. Parallelen zwischen den zwei so unterschiedlichen Sportarten ortete er im Faktor Psyche: „Ich habe Golfer gesehen, die waren vor dem Schlag so nervös, als würden sie im Starthaus der Streif stehen.“ Hanni Weirather faszinieren gerade die Gegensätze zwischen den beiden Welten: „Ski fahren ist ja ziemlich kurz, beim Golf muss man sich lange konzentrieren. Ski fahren ist Risiko, beim Golf gibt es fast keines.“ Die Streif golfend zu bezwingen ist für die Olympiasiegerin aus Lichtenstein zwar eine lustige, aber sportlich schwierige Abwechslung: „Dadurch, dass es so steil ist, sind Distanzen schwer einzuschätzen. Und man spielt immer auf dem Rough und hat keine schönen Fairways“, sagt Weirather.
Nichts wurde es aus der Golf-Premiere von Maria Höfl-Riesch. Die Wahl-Kitzbühelerin zog sich erst Ende Mai bei einem Bootsunfall am Gardasee einen vierfachen Bruch des Ellbogens zu. Zum ersten Abschlag gegen 8.30 Uhr am Hahnenkamm kam die Olympiasiegerin mit ihrem Mann Marcus Höfl aber dennoch: „Ich bin sowieso nicht die große Golfspielerin, aber bei so einer Veranstaltung bin ich trotzdem sehr gerne vor Ort mit dabei. Dem Arm geht es schon etwas besser, aber das dauert natürlich.“
Un-Attackiert blieb die Streif auch von Kitzbühel-Tourismus-Präsidentin Signe Reisch und Josef Burger, Vorstand der Bergbahn AG Kitzbühel: „Ich schau gerne zu und die Sportler haben alle meine Sympathien, aber selber spiele ich nicht“, sagt Burger, der heuer dafür 64 Mal im Winter auf den Pisten war – und davon nur sechs Mal nicht in Kitzbühel. Signe Reisch lebt zwar quasi am Golfplatz, denn die neun Löcher bei ihrem „Rasmushof“ gibt es schon 40 Jahre, dennoch fehlt ihr die Zeit: „Du brauchst mindestens 1,5 Stunden Zeit und das ist als Wirtin und bei meiner Arbeit bei Kitzbühel Tourismus einfach nicht möglich. Aber ich habe immer die Hoffnung: Der Tag kommt.“ Mit ihrer Winter-Performance ist Reisch übrigens nicht zufrieden: „Heuer war ich 49 Mal Ski fahren, aber früher bin ich die Streif jeden Tag in der Früh gefahren.“
Das 16. Golf-Festival Kitzbühel ging am 24. Juni zu Ende und wird auch im nächsten Jahr wieder stattfinden. Wer allerdings bei der „Streif Attack“ an den Start gehen möchte, sollte sich beeilen. Es gibt nur noch wenige Plätze für 2019.