Wer unter Wettkampfbedingungen à la Weltcup Rennen fahren möchte, ist beim „Audi quattro Ski Cup“ herzlich willkommen. „Skiing Penguin“ wagte sich durch den Kurs auf der Ochsalm im Skigebiet Kitzbühel und erlebte eine Überraschung. Am Wochenende geht es in Alta Badia weiter.
Einmal so wie Marcel Hirscher, Lara Gut, Mikaela Shiffrin oder Felix Neureuther durch den Stangenwald flitzen – oder zumindest so ähnlich. Davon träumen viele Skifans. Nur ist die Inszenierung eines richtigen Rennens für Hobbyläufer viel zu aufwändig. Es braucht zumindest einen Hang, Torstangen, Absperrungen, Startnummern und die Zeitnehmung. Diese Lücke im winterlichen Amüsierbetrieb hat Audi vor zwei Jahren erkannt und den „Audi quattro Ski Cup“ erfunden. Hier ist jeder startberechtigt, der über 18 Jahre alt ist und zumindest eine rote Piste bewältigen kann. Ausgeschlossen sind – abgesehen von Betrunkenen – alle Ski- und Snowboardlehrer sowie jeder, der schon einmal ein FIS-Rennen bestritten. Wer im hautengen Rennanzug aufkreuzt, darf zwar windschlüpfrig mitfahren, wird aber aus der Wertung genommen. Mit diesem Reglement macht der „Audi quattro Ski Cup“ in seiner dritten Saison heuer in zehn Stationen halt – von Obergurgl Anfang Dezember bis Madonna di Campiglio im März. Zwischen 2. und 4. Februar stand Kitzbühel am Rennkalender.
Ausgeflaggt ist der 16 Tore umfassende Riesentorlauf auf der Ochsalm und schon bei der Ankunft kommt erstes Weltcup-Feeling auf. Der Startbereich entspricht einer kleinen, aber edlen Zeltstadt mit Empfangskomitee, Warte-„Wigwam“ und großzügigem Areal für die Hobby-Athleten – alles freilich mit dem Branding der vier Ringe. Startnummernauslosung gibt es keine. Wer sich spät anmeldet, startet auch spät. 50 Läuferinnen und Läufer im Alter zwischen 18 und 77 nehmen die Herausforderung beim ersten von drei Rennen an. Nur ein paar davon genießen in Kitzbühel Heimvorteil, viele kommen aus den Bundesländern und Deutschland. Für internationales Flair sorgen Skifahrer aus den Niederlanden, Schweden, Großbritannien, Dänemark und die 18-jährige Clio Duerr aus Lima, der Hauptstadt von Peru.
Ein Automobilkonzern mit dem Motto „Vorsprung durch Technik“ darf sich bei der Hangbesichtigung 45 Minuten vor dem Start natürlich nicht lumpen lassen: Die wird von Ex-Profi und Streif-Sieger von 1999, Hans Knauß, zelebriert. Gemeinsam mit den Teilnehmern geht der Steirer den Kurs Abschnitt für Abschnitt durch (ja, es gibt mehrere!) und beantwortet Zwischenfragen. Die lauten aber weniger „Hans, wie soll ich das rote Tor nehmen?“ als vielmehr „Hans, darf ich ein Foto mit dir machen?“ Knauß versucht insbesondere den Läufern die Angst zu nehmen: „Bleibt einfach auf einer runden Linie, dann kann euch nichts passieren.“ Nach der Besichtigung tragen die emsigen Helfer der Skischule „element3“ die Sprühfarbe zur besseren Orientierung um die Tore auf. Als Pistenhelfer (Sprüher, Rutscher) sind Skilehrer sehr wohl zugelassen.
Die letzten Minuten vor dem Start zehren am Nervenkostüm, insbesondere an dem der „Skiing Penguins“. Es wäre zwar nicht frei von Komik, dass sich just die Betreiber eines Online-Skimagazins bei einem Hobbyrennen blamieren, aber eigentlich wirken wir in erster Linie lieber professionell als lustig. Lili hat es angesichts der frühen Startnummer (14) bald hinter sich – nicht nur die Wartezeit, auch den Lauf. Christoph (Startnummer 49) bringt sich beim Stand von „Holmenkol“ auf andere Gedanken. Zwar tragen die Burschen kostenlos Wachs auf, aber wird einem der Ski dann nicht zu schnell? Schon an dieser Stelle sei verraten: Nein, Christoph wurde nicht zu schnell. Hans Knauß fungiert übrigens nicht nur als sympathischer „Erklärbär“ des Kurses und Vorläufer auf selbigem, sondern auch als Platzsprecher am Start: Jeder Läufer wird eigens vorgestellt und ein Stück seines Weges kommentiert.
Die Siegerehrung am Startgelände etwa 20 Minuten nach dem letzten Läufer sorgt abermals für Nervosität, denn im Ziel erfuhr niemand seinen (Zwischen-) Rang. Umso größer ist die Überraschung, als Lili in ihrer Kategorie auf das Siegertreppchen gerufen wird und von Hans Knauß Pokal und Rossignol-Rucksack überreicht bekommt. Mit einer Zeit von 27,88 Sekunden lag sie nicht nur lediglich 2,7 Sekunden hinter dem schnellsten Herren des Vormittags (der 47-jährige Markus Hirsch aus Kitzbühel) sondern auch zwei Sekunden vor dem anderen „Skiing Penguin“. Ob Lili den Sprung in das Weltfinale zwischen 23. und 25. März schafft, entscheidet sich in den nächsten Tagen. Hauchdünn vorbei am Saisonabschluss brauste Clio Duerr. Dem Mädchen aus Peru fehlten elf Hundertstel.
Wer sich diesen Spaß unter Wettkampfbedingungen antun möchte, die Anmeldungen zu den noch ausstehenden Events sind online möglich. Die nächsten Rennen steigen in Alta Badia (8. bis 10. Februar), Davos (23. bis 25. Februar), Verbier und Madonna di Campiglio (jeweils von 2. bis 4. März). Details und den Link zu den Anmeldungen findet ihr hier.