Neu Rund um den Weltcup

Union Jack auf dem Hahnenkamm

Dave Ryding mit seiner Gondel © alpinguin
Dave Ryding mit seiner Gondel © alpinguin

125 Tage nach seinem Triumph auf dem Ganslernhang kehrte Slalomspezialist Dave Ryding (35) nach Kitzbühel zurück und nahm seine Gondel der Hahnenkammbahn in Empfang. Was seit damals um Großbritanniens ersten Weltcup-Sieger alles passiert, hätte er nicht einmal zu träumen gewagt. 

„Ohne Frage, es ist das beste Jahr meines Lebens“, gibt Dave Ryding unumwunden zu. Der 35-jährige Brite kommt seit Jänner aus dem Jubeln gar nicht mehr heraus. Erst sorgte er mit dem emotionalen Sieg auf dem Ganslernhang im Zuge der 82. Hahnenkamm-Rennen für den ersten Sieg eines Briten im Weltcup, dann folgte die Hochzeit mit Mandy und demnächst werden die Rydings zum ersten Mal Eltern. Am 27. Mai stand für den Slalomspezialisten aus Englands Norden der nächste Höhepunkt an: Fortan ziert sein Name eine eigene Gondel der Hahnenkammbahn.

Die Dimension von Dave Rydings historischem Weltcupsieg umriss Lord Colin Moynihan, früherer Sportminister und ehemaliger Präsident des britischen Olympischen Komitees: „Sein Triumph auf dem Ganslernhang war eine Inspiration für eine Generation.“ Michael Huber, der Präsident des Kitzbüheler Ski Clubs, erinnerte an die Anfänge in Dave Rydings Weg an die Spitze: „Dave ist im Alter von acht Jahren zum ersten Mal auf Plastikmatten gefahren, erst mit zwölf das erste Mal auf Schnee. Seine Vorbildwirkung für den Nachwuchs ist von einer immensen Bedeutung, denn er ist ein Beispiel, dass man Hahnenkammsieger werden kann, auch wenn man nicht immer die besten Voraussetzungen gehabt hat.“

Dave Ryding zeigte sich gerührt und stolz auf sein Husarenstück auf dem verschneiten Ganslern am 22. Jänner 2022 – ein Tag für die Ewigkeit in Großbritanniens Skigeschichte. „Dieses Jahr ist sehr gut zu mir. Erst der Slalomsieg, dann die Hochzeit, bald kommt unser Baby und heute die Gondel – das ist weit mehr, als ich je erträumt habe“, sagt der 35-Jährige. Die Würdigung gab er aber umgehend weiter: „Der Sieg im Jänner war aber nicht nur für mich, sondern auch für meine Mannschaft, meine Teamkameraden, die Sponsoren, den Nachwuchs – und alle, die involviert gewesen sind.“ Die Gondel mit Dave Rydings Namen und dem Union Jack „bedeutet mir alles“, sagt der Engländer. „Die Gondel zeigt, was ich erreicht habe, und das hier in einem skiverrückten Land wie Österreich. Es könnte nicht besser sein.“ Dave Rydings Kabine trägt übrigens die Nummer 70, eine Miniaturausgabe gab es für sein Zuhause in Tarleton.

Die Streif sah sich der Engländer im Zuge seines Trips nach Kitzbühel zum ersten Mal in seiner Karriere an. Am Tag vor der Gondelübergabe unternahm er eine Wanderung der Strecke entlang und zeigte sich tief beeindruckt: „Zweier Dinge bin ich mir nun sicher: Abfahrer sind etwas verrückt und sie haben meinen ganzen Respekt.“ Dave Ryding selbst verspürt noch nicht die große Lust, die Streif auf Skiern zu bezwingen: „Das überlasse ich Marcel.“ Aber mit aller Vorsicht würde er sich der Strecke schon stellen: „Auf meinen Slalomskiern mit ein paar zusätzlichen Schwüngen würde ich die Abfahrt schon versuchen, aber erst nach dem Ende meiner Karriere“, sagte er schmunzelnd, denn er ist sich höchst unsicher, wohlbehalten im Ziel anzukommen. Vorerst liegt sein Fokus auf der neuen Saison und ein zweiter Weltcup-Sieg wäre „magisch“. Hält er es für möglich, die letzte Saison zu toppen? „Nichts im Leben ist unmöglich“, sagt Großbritanniens Hahnenkammsieger, der jahrelang nur auf Plastikmatten seine Schwünge gezogen hat.

Dave Ryding ist zwar der erste Weltcup-Sieger in Großbritanniens Geschichte, zwei Vorgänger in Kitzbühel gibt es aber dennoch: So avancierte Gordon Cleaver 1931 beim allerersten Hahnenkamm-Rennen zum Gewinner der Kombination und 1937 holte Evelyn Pinching den Sieg in der Abfahrt, die damals zum ersten Mal auf der neuen Rennstrecke Streif ausgetragen wurde.