DAZN streamt gefühlt zwar jeden Sport, wartet beim alpinen Ski-Weltcup aber noch zu. Der Deutsche Skiverband stellte mit Heiztechnik-Anbieter Viessmann eine Plattform auf Facebook sowie eine Website auf, die nicht nur der Eigenvermarktung, sondern auch dem Klimaschutz dienen soll.
Auf den Münchner Medientagen, Europas größtem Medienkongress, trafen sich auch heuer wieder 400 Experten und ihnen zugehört haben rund 7000 Teilnehmer – drei Tage lang. Angesichts einer solchen Fülle an Insidern und Taktgebern war es ein wenig überraschend, wie der Streamingdienst DAZN vorgestellt wurde. Es sei so etwas wie „Netflix für Sport“, sagte der Moderator einleitend unter anderem und man wurde das Gefühl nicht los, er selbst habe von DAZN erst in den letzten Monaten zum ersten Mal gehört.
Dabei sind die Briten schon seit über zwei Jahren am Markt und spätestens in diesem Jahr nicht nur in der sprichwörtlichen Champions League angekommen. Denn inzwischen läuft die Königsklasse bei DAZN (und Sky) und nicht mehr im ZDF und ORF. Eigentlich zeigt der Streamingdienst gefühlt alles – abgesehen von Skisport: Fußball aus Europas stärksten Ligen, Champions- sowie Europa League, NHL, NBA, NFL, MLB sowie Tennis, Golf, Darts, Motorsport, Collegefootball, Feldhockey und Rugby. 8000 Live-Events habe man pro Jahr im Programm und noch scheint Geld überhaupt keine Rolle zu spielen. Hinter DAZN steht Leonard Blavatnik, ein russischstämmiger Milliardär. Mit seiner Unterstützung sind selbst zwei Milliarden Euro für die Rechte an Japans Fußball-Liga (über zehn Jahre) kein Problem.
Auf Münchens Medientagen sorgte Thomas de Buhr, Executive Vice President von DAZN in Deutschland, der Schweiz und Österreich, für Hellhörigkeit unter sportaffinen Medienschaffenden. So seien die Abonnenten nicht nur jung – im Gegenteil: 28 Prozent all jener DAZN-Kunden, die sich die Fußballspiele der fünf Top-Ligen ansehen, seien älter als 50 Jahre alt. Das Abo (9,99 pro Monat) ist nicht nur monatlich kündbar, es kann auch pausiert werden – etwa während die Lieblingssportart der Kunden auf Sommerpause weilt – wie etwa in NBA, NHL und NFL.
DAZN möchte keine Einzelereignisse
Oder eben im alpinen Ski-Weltcup, doch an den Rennen hält man noch keine Übertragungsrechte. „Jeder Sport der für Fans attraktiv ist, ist für DAZN interessant. Selbstverständlich auch Wintersport. Immerhin gibt es DAZN mittlerweile nicht nur in Österreich, Deutschland und der Schweiz, sondern auch in Italien, Kanada sowie den USA. Und auch auf diesen Märkten gibt es zahlreiche Fans vom alpinen Skilauf.“, heißt es bei der Streamingplattform gegenüber Skiing Penguin und präzisiert: „Wir schauen uns daher sämtliche ausgeschriebenen Rechte ganz genau an. Allerdings muss ein eingekauftes Recht sowohl wirtschaftlich als auch konzeptionell für unser Modell Sinn ergeben. Wir wollen den Fans DAZN immer zu einem niedrigen, leistbaren Preis anbieten und wir versuchen dabei auch immer für den Fan inhaltlich relevante Strecken abzubilden. Das heißt innerhalb verschiedener Sportarten mehrere Ligen oder Wettbewerbe über einen längeren Zeitraum hinweg. Einzelereignisse machen für uns nur unter bestimmten Umständen Sinn.“ Soll heißen, DAZN würde sich wohl nicht die Rechte an Skiklassikern wie Wengen, Kitzbühel, Cortina oder Schladming sichern sondern entweder die gesamte Saison oder gar kein Rennen.
Aber auch der Wintersport kann als Beispiel dafür gelten, wie durch eine professionelle Vermarktungsstrategie das öffentliche Interesse an Disziplinen wie Langlauf oder Biathlon deutlich gesteigert werden kann. Dieses Fazit ließ sich nach einer Expertendiskussion über die aktuellen Entwicklungen im Sportsponsoring ziehen. Titel: „Fans auf allen Kanälen. Sport vernetzt“.
Florian Fehr, Leiter des Sportsponsoring beim hessischen Heiztechnik-Anbieter Viessmann, beschrieb, wie vernetzt die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Skiverband und dem Unternehmen inzwischen verläuft und in welche Bereiche sie vorstößt, um die Fans auf den unterschiedlichsten Plattformen zu erreichen. Dazu zählen beispielsweise die intensive Nutzung der Social-Media-Kanäle, die Produktion von originärem Content, Aktionen mit Athleten sowie ein Webshop mit einer Wintersportkollektion. „Sie müssen der Community etwas bieten, nicht nur Berichte über Sportevents“, betonte Fehr.
So habe die Facebook-Seite „Viessmann.Sport“ rund 82.000 Fans und dort werden die Athleten laufend begleitet. Auf der „Winterfans“-Website widmen sich Viessmann und die Sportler aber auch den Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Das Motto lautet „Holen wir uns den Winter zurück“. Oberste Priorität habe – wie allerorts im Medienbereich – Authentizität: „Wir brauchen unsere Sportler nicht sagen lassen: ,Kaufen Sie diesen Heizkörper‘“, ist Walter Vogel, Marketing-Geschäftsführer beim DSV, sicher. „Wir sind vom Klimawandel besonders betroffen, denn wir leben vom Schnee“, und daher plädieren „seine“ Langläufer, Biathleten, Skispringer etc. auf der Website engagiert und glaubwürdig für den Klimaschutz.
82.000 Facebook-Fans kommen zudem auch dem Nachwuchs zugute, denn Viessmann engagiert sich auch bei den 15- bis 19-Jährigen aus dem DSV-Juniorenteam. Und so haben auch die Jungen, die noch über gar keine TV-Präsenz verfügen, einen viel beachteten Kanal im Netz.