Fünfmal hat Didier Cuche auf der Streif gewonnen – vier Abfahrten und einen Super G. Im Interview spricht er über sein Erfolgsrezept, einen Kakao, Geld und wie es zum dem viralen YouTube-Video „Cuche zerstört Bus“ gekommen ist.
Das Weltfinale des Audi quattro Ski Cups (Details hier) führte den Schweizer Didier Cuche wieder an den Ort seiner größten Siege, nach Kitzbühel. In seiner fast 20-jährigen Karriere fuhr er auf der Streif fünf Siege ein. Diesmal fungierte der 43-Jährige als Trainer für die Schweizer Teilnehmer am Amateurrennen. Mit Erfolg, denn die Eidgenossen gewannen die Gesamtwertung vor Österreich, Italien und Frankreich.
Wir sitzen hier in Kitzbühel, dem Ort Ihrer größten Triumphe. Was löst Kitzbühel in Ihnen aus?
DIDIER CUCHE: Ich würde lügen, würde ich sagen, dass dieser Ort nicht sehr speziell für mich ist. Schlussendlich, mit der ganzen sportlichen Geschichte und den Erfolgen, hat Kitzbühel auf eine gewisse Art mein Leben verändert. Es sind aber sicher nicht nur diese fünf Siege hier, es gab noch mehrere andere Erfolge, die ermöglicht haben, dass ich heute mit tollen Firmen zusammenarbeiten darf. Mein Leben würde heute aber wohl anders aussehen, hätte es die Siege hier in Kitzbühel nicht gegeben.
„Ich hab das Glück gehabt, auf der Streif nie gestürzt zu sein.“
Wie ist es Ihnen gelungen gerade auf der anspruchsvollen Streif so oft zu gewinnen?
DIDIER CUCHE: Ich glaube, diese Piste ist so schwer, dass ich immer das Beste aus mir herausgraben musste. Ich bin quasi immer mit dem Rücken an der Wand gestanden und musste in diesem Moment immer alles richtig machen.
Heißt das, es gibt Abfahrten, in denen es genügt mit 95 Prozent des Einsatzes zu gewinnen und auf der Streif funktioniert es nur mit 100 Prozent?
DIDIER CUCHE: Auch nicht, denn 100 Prozent ist sehr nah an 101 und 101 Prozent sind schon zuviel. Auf der Streif muss die Feindosierung zwischen 90 und 100 Prozent stimmen und sie muss dementsprechend an das eigene Können angepasst sein und daran, was die Piste erlaubt. Dann kann man sich in diesem Prozentbereich bewegen, ohne das Risikolimit zu überschreiten. Denn sobald man einen Fehler macht, ist das Rennen gelaufen oder man stürzt – und das tut ziemlich weh. Ich hab das Glück gehabt, auf der Streif nie gestürzt zu sein.
Sie haben vorher Ihre Zusammenarbeit mit mehreren Firmen angesprochen. Was macht Didier Cuche heute?
DIDIER CUCHE: Beruflich hab ich Partnerschaften mit Audi, Head, Kjus, der Bank UBS und – heuer seit mittlerweile 20 Jahren – mit Ovomaltine. Für diese Firmen arbeite ich als Botschafter.
Noch immer mit Ovomaltine, Ihrem Helmsponsor von damals? Das müssen Sie wirklich gerne trinken.
DIDIER CUCHE: Klar, sogar zweimal am Morgen (lacht).
Sie haben vor drei Jahren auch das Marketing-Unternehmen „Samm Group“ für Sportler gegründet. Kennt man einige Ihrer Kunden?
DIDIER CUCHE: Ja, zum Beispiel die Skifahrer Justin Murisier und Marc Gisin, Triathletin Nicola Spirig, Ruderin Jeannine Gmelin oder Siebenkämpferin Geraldine Ruckstuhl.
Sie haben sechs kleine Weltcupkugeln sowie 21 Rennen gewonnen und holten fünf Medaillen bei Weltmeisterschaften bzw. Olympischen Spielen. Am Ende Ihrer Karriere 2012 hatten Sie aber nicht ausgesorgt, oder?
DIDIER CUCHE: Es kommt darauf an, wie man lebt. Wenn man sich ständig einen neuen Sportwagen kauft, ist das Geld schnell weg. Ich hab gewisse Sicherheiten und kann zum Glück mit tollen Firmen weiterarbeiten. Und ich verdiene Geld mit meinem Namen, meinem Image und natürlich mit meiner Geschichte.
„Bei den Herren haben wir zwar Beat Feuz an der Spitze, aber kein großes Team.“
Wie zufrieden sind Sie nach der Saison mit dem Schweizer Team?
DIDIER CUCHE: Die Schweizerinnen sind jetzt richtig an der Spitze und verfügen über ein gesundes, stolzes Team mit verschiedenen Sieg-Läuferinnen wie Michelle Gisin, Wendy Holdener oder Lara Gut. Bei den Herren haben wir zwar Beat Feuz an der Spitze im Speed-Bereich, aber kein großes Team. Die vielversprechenden Jungen sind Gilles Roulin (23), der heuer im Weltcup Fuß gefasst hat und noch viel Erfolg haben wird, und der fünffache Jugendweltmeister Marco Odermatt (20). Und Carlo Janka (31) kämpft weiter um sein Comeback. Ich glaube, dass er zur kommenden Saison erfolgreich zurückkehren wird.
Erst heuer im Jänner bekam ich wieder ein Video geschickt, dass Sie dabei zeigt, wie Sie beim Abschnallen der Ski das Fenster eines Busses zerstören. Das File ist vier Jahre alt, kursiert noch immer und wird teilweise auch für authentisch gehalten. Wie ist es dazu gekommen?
DIDIER CUCHE: Das Handy-Video „Cuche macht Bus kaputt“ ist im Rahmen der Dreharbeiten für einen Werbespot für die „Mobiliar“-Versicherung entstanden und ging zwei Wochen vor der eigentlichen Werbung online. Heute hält es bei 2,3 Millionen Klicks, der eigentliche Spot hat 250.000.
Schnallen Sie Ihre Ski heute auch noch so ab wie im Weltcup?
DIDIER CUCHE: Wenn mich jemand bittet, schon.