Felix Klingler (22) und Nicolas Hofer (19) fungieren bei der Olympia-Abfahrt in China als Vorläufer. Richtig bekannt machte den Deutschen und den Tiroler ihre Idee, in Shorts über die Streif zu brettern. Nur einige Mütter fanden diese Idee nicht so super.
Es sind schon tollkühne und originelle Draufgänger, die zwei Mitglieder der „Camofloschn“, einer Gruppe junger Rennfahrer auf FIS-Ebene: Es war im Frühjahr 2021 als sich Felix Klingler und Nicolas Hofer in den Kopf gesetzt haben, die Streif zu fahren – nicht nur im Renntempo, sondern auch nur in Shorts. Auf den ersten Blick eine völlig verrückte und gefährliche Idee, aber an ihrer Technik war schnell zu erkennen, dass es sich bei dem Duo nicht um zwei übermütige Touristen handelte. Das Video kursierte bald im ganzen Alpenraum und kaum ein Medium kam an einer Meldung über die „Camofloschn“ vorbei. Auf YouTube kommen die zwei Videos bislang auf 234.000 Klicks.
Dass es sich bei Felix Klingler (22) und Nicolas Hofer (19) um zwei ernstzunehmende Sportler handelt, beweisen sie noch öfter, als ihren Sinn für Humor: So fungierten sie im Jänner auf der Streif als Vorläufer (diesmal in Rennanzügen) und anschließend brachen sie nach Yanquing in China auf, wo sie auch auf der Olympia-Abfahrt seit Tagen als „Testpiloten“ fungieren.
„Die Strecke finde ich mega-genial, da sie sehr viele blinde Tore hat, und deshalb muss man genau wissen, wo man hinfährt. Mittlerweile habe ich die Strecke sehr gut unter Kontrolle“, sagt Nicolas Hofer, der die Abfahrt in dieser Woche über zehnmal gefahren ist – ein paar Mal davon jedoch in Etappen: „Die Präparierung ist absolut top“, findet der gebürtige Oberndorfer (im Bezirk Kitzbühel), gegen den Wind ist freilich kein Kraut gewachsen. Die ersten Erfahrungen auf der völlig neuen Strecke machen Felix Klingler und Nicolas Hofer schon in den Tagen vor dem ersten offiziellen Training: „Da haben wir dann unsere Eindrücke an die Weltcupfahrer weitergegeben, aber ebenso an die FIS. Es ist sehr schwierig, eine neue Abfahrt so zu setzen, dass es auf Anhieb passt“, erzählt Felix Klingler, ein gebürtiger Deutscher, der in der Wildschönau lebt, von den Aufgaben als Vorläufer. Gemeinsam mit Lukas Kien (aus Kitzbühel) starten die drei „Camofloschn“ bei allen Trainings und natürlich bei der Abfahrt am 7. Februar als Vorläufer. Anschließend bleiben sie noch bis 20. Februar in China, ehe es zurück nach Europa zu ihren FIS-Rennen geht.
Die Streif in Kitzbühel und die Olympia-Abfahrt waren bislang die einzigen Strecken auf Top-Level, die Nicolas Hofer als Vorläufer bewältigen durfte: „Für mehr Einsätze bleibt auch gar keine Zeit, da man ja selbst das Ziel hat, irgendwann auf Weltcup-Strecken nicht nur als Vorläufer, sondern auch als Rennläufer an den Start zu gehen“, hofft der 19-Jährige. Hat das Video von ihm und Felix mit ihrer Fahrt in Shorts über die Streif eigentlich mehr Ruhm oder mehr Ärger gebracht? „Schon eher mehr Ruhm“, sagt Nicolas. „Aber manche Mütter haben mir schon einige verärgerte Ansagen auf Social Media hinterlassen.“