Die FIS-Rennen am Ganslernhang will Santino Profanter (16) dazu nützen, um seinem Traum vom Weltcup einen kleinen Schritt näher zu rücken. Gerald Glück (63) hingegen fährt nur mehr zum Spaß.
Eigentlich ist es ein ganz normaler Mittwochvormittag am legendären Ganserlnhang in Kitzbühel. Während die Ski-Weltelite bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang darum kämpft Sportgeschichte zu schreiben, ringt die Basis beim FIS-Slalom um Punkte. Hier steht am Start, wer den Durchbruch schaffen möchte bzw. wer sich zurück in den Weltcup kämpfen will. Zu Letzteren zählen etwa die Österreicher Dominik Raschner und Adrian Pertl sowie der Deutsche Dominik Stehle. Dem 31-Jährigen aus Garmisch-Partenkirchen gelang im Schladminger Nightrace 2016 der Sprung auf Platz 4.
Dieser FIS-Slalom ist allerdings auch ein Treffen der Generation. Österreichs jüngster Teilnehmer ist der 16-jährige Santino Profanter, am anderen Ende der Skala steht Gerald Glück – Alter 63. Glück kämpft nicht um seinen Durchbruch und noch weniger um die Rückkehr in den Weltcup, denn da war er noch nie. Der Niederösterreicher fährt einfach aus purer Freude am Skifahren. Sein Antrieb: „Weil es Spaß macht da runter zu fahren“, sagt Glück, nachdem er als letzter Läufer im Ziel abgeschwungen hat. Auf Platz 1 fehlen ihm 54 Sekunden, aber zumindest schied er nicht wie alleine 20 seiner Mitbewerber im zweiten Durchgang aus (Anmerkung: Jeder, der Durchgang 1 beendet, darf im zweiten antreten). Was Glück bleibt, sind ein zufriedenes Lächeln und Platz 37.
Santino Profanter ist zwar nur zwei Plätze besser klassiert, aber auf die Spitze fehlen ihm nur elf Sekunden. Mit 16 Jahren ist es seine erste Saison auf FIS-Niveau und noch möchte der Innsbrucker hoch hinaus: „Mein Ziel ist der Weltcup.“ Der Weg dorthin ist noch ein weiter: „Ich bin noch lange nicht da, wo ich sein möchte. Auch, weil ich vier Jahre hintereinander Verletzungen gehabt habe – von kleineren bis zu größeren. Nun ist aber Schluss mit den Verletzungen und ich hoffe, dass meine Leistungen immer besser werden“, schildert der Teenager seinen Karriereverlauf. Erst seit zwei Wochen steht er wieder im Training (vier bis fünfmal pro Woche), davor zwang ihn ein Ermüdungsbruch in einem Wirbel zu zwei Monaten Pause.
Aber Profanter deckt Schritt für Schritt. Geht es mit seinen Leistungen bergauf, soll es im Europacup weitergehen. Was braucht es dafür? „Erstens gute Ergebnisse und zweitens einen Trainerentscheid.“ Zweifel, den Durchbruch nicht zu schaffen, hegt Profanter keine. Um aber auch einen Plan B zu haben, begann er eine Lehre als Autospengler und Lackierer. Dass er im Betrieb von Papa Gerald lernt, ist sicher kein Nachteil. Da ist das Verständnis größer, muss der Bub wieder zum Training bzw. zum Rennen – insbesondere wenn der Papa auch der Chauffeur ist.
Die Ältesten nach Gerald Glück sind übrigens Dominik Stehle und Philipp Schmid mit 31 Jahren. Dennoch fühlt sich der Veteran unter den vielen jungen Menschen wohl: „Man kann sich von den Jungen technisch sehr viel abschauen und da wird man sogar noch ein bissl besser“, befindet der Stammgast im FIS-Zirkus. Wie viele Rennen er in seiner Karriere bestritten hat, weiß er nicht: „Keine Ahnung.“ Ebenso wenig, wie viele es noch werden: „Solange es mir taugt, fahre ich weiter.“ Ein Fazit, das Glück und Profanter eint.
Gewonnen hat den Slalom übrigens Dominik Stehle vor den Norwegern Bjoern Brudevoll (20) und Timon Haugan (21). Für den Deutschen war es ein Doppelpack, denn er siegte auch im Torlauf am Dienstag. Da vor Dominik Raschner (23) aus Tirol und dem Deutschen Sebastian Holzmann (24).