Thomas Kothmiller-Uhl sorgt mit seinem Maria Saaler Unternehmen „Sunshine Polishing“ für klare Sicht in Gondeln. Sein Aufbereitungssystem von Plexiglas oder Polykarbonat führt ihn bis nach Vietnam.
Ein gewöhnlicher Beruf war bei Thomas Kothmiller-Uhl angesichts seiner Vita weitestgehend ausgeschlossen. Der gebürtige Niederösterreicher blickt zwar auf eine Karriere als Kellner und Autobahn-Tankwart zurück, war aber eben auch Skilehrer und Skiguide sowie Mountainbikeguide in Bolivien. Die ungewöhnlichste Tätigkeit verfolgt er allerdings seit 2010: Er verhilft Gondeln und Sessellifthauben dank einer weltweit fast einzigartigen Technik zu altem Glanz.
Jeder, der bereits einmal einen Berg in einer Liftkabine bezwungen hat, kennt es und viele stört es: Matte und zerkratzte Scheiben verhindern einen glasklaren Rundumblick in die Gegend. Schuld sind die Abnützung – Gondeln haben eine Lebensdauer von 30 bis 40 Jahren – ebenso wie blanke Zerstörungswut oder semioriginelle eingeritzte Botschaften a la „Maurice 2017“. Auf die Idee kam Kothmiller-Uhl eher zufällig, denn während seines Studiums in Innsbruck suchte das kanadische Unternehmen „Sunshine Polishing“ für die Messe „Interalpin“ einen Übersetzer: „So lernte ich das Produkt und das Team kennen und schätzen. Im ersten Jahr versuchten wir gemeinsam aus Kanada die Produkte und Services hier zu verkaufen und schnell wurde klar, dass die österreichische Seilbahnwelt nur ungern in der Ferne kauft. Da sah ich meine Chance mich selbstständig zu machen“, erinnert sich Kothmiller-Uhl und gründete vor acht Jahren im Kärntner Maria Saal „Sunshine Polishing Austria“.
Ein klassischer Arbeitsablauf besteht aus vier Schritten, indem die Scheiben aus Plexiglas oder Polykarbonat erst geschliffen, dann zweifach poliert und schließlich versiegelt werden. Für eine Gondel mit sechs Sitzplätzen benötigt Kothmiller-Uhl mit seinem Team etwa vier bis fünf Stunden. Der Preis für eine Kabine dieser Größe beginnt bei 400 Euro und kommt freilich auf den Zustand an. Geheimnis aus seiner Technik macht der „Gondoliere“ keines, im Gegenteil: „Ein wichtiger Unterschied ist, dass wir Skigebiete auch anlernen, damit sie bei Bedarf die Wartung der Gondeln selbst abwickeln können.“
Dennoch scheint die Arbeit von Kothmiller-Uhl von auffälliger Exklusivität zu sein. Neben Aufträgen in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Italien geht es demnächst nach Vietnam: „Ja, das Polieren von Polykarbonat können nicht viele auf dieser Welt. Mit unserer Technik sind wir da bis jetzt ungeschlagen. Selbst die Hersteller der Scheiben beginnen sich dafür zu interessieren.“ Die Fertigkeiten angeeignet hat man sich bei einem Intensivtraining in Kanada: „Allerdings braucht es Jahre bis man das Material versteht und wir entwickeln uns ständig weiter“, sagt Kothmiller-Uhl der – trotz Namensgleichheit – mit „Sunshine Polishing“ von der Konzernmutter in Kanada unabhängig fungiert.
Der Beruf lässt ihn auch privat nie so ganz los, denn immerhin geht Kothmiller-Uhl um die 30 Mal pro Saison Ski fahren. Und da liegt sein Augenmerk freilich ganz auf dem glasklaren Ausblick in den Kabinen.
Hier seht ihr „Sunshine Polishing“ bei der Arbeit:
Alle weiteren Infos zu „Sunshine Polishing Austria“ gibt es hier.