Die Hahnenkamm-Rennen 2021 waren nichts für schwache Nerven. Und dabei war der Sport nur einer von vielen Faktoren. Eine Rückschau auf eine hoffentlich einmalige Woche in Kitzbühel.
Es stand schon im Herbst außer Zweifel, dass die 81. Hahnenkamm-Rennen einzigartig werden würden. Zum ersten Mal seit ihrer Premiere im Jahr 1931 war (pandemiebedingt) kein Publikum zugelassen, zum ersten Mal gab es weder an der Strecke noch im Ziel Fans. Ein Novum, das hoffentlich einmalig bleibt – in Kitzbühel, wie in jedem anderen Weltcuport zwischen Levi und Gröden.
Einmalig war auch der Prolog zu den Rennen, denn nach der (pandemiebedingten) Absage der Rennen in Wengen sprang kurzfristig Kitzbühel ein, um am 16. und 17. Jänner zwei Slaloms und von 22. bis 24. Jänner zwei Abfahrten und einen Super-G auszutragen. Doch der Traum von einem Slalom-Wochenende gefolgt von einem Speed-Wochenende zerplatzte genauso schnell, wie er entstanden war. Die Schuld lag abermals beim Virus, der seit bald einem Jahr als weltweit größter Spielverderber sein Unwesen treibt. Trotzdem blieb der Kitzbüheler Ski Club als Veranstalter stets demütig, dass der Skisport überhaupt stattfinden durfte. Denn während den 81. Hahnenkamm-Rennen befand sich Österreich bereits im dritten harten Lockdown, Hotels und Gasthäuser waren seit Wochen geschlossen. Spitzensport darf (ohne Publikum) betrieben werden, Amateursport schon seit Wochen nicht mehr.
Nach der Verlegung der Slaloms von Wengen nach Kitzbühel und schließlich in die Flachau begann die Hahnenkamm-Woche 2021 letztendlich nun doch wie ursprünglich geplant am 18. Jänner und das – abgesehen vom kurzzeitigen Wintereinbruch – reibungslos. Auch die ersten Trainingsläufe am Mittwoch und Donnerstag versprachen Rennen, bei denen es nur um den Sport gehen würde. Die Läufer attestierten der Streif regelrecht Harmlosigkeit.
Der erste Renntag, der 22. Jänner, begann dann für viele Einheimische surreal, denn die Straßen Kitzbühels waren leergefegt – am Tag einer Abfahrt! Auch der Zielbereich, dessen Gestaltung mit einer Fahnenparade im Retro-Look an die Zeit zwischen den 1950er- und 1990er-Jahre erinnerte, war ruhig wie noch nie zuvor. Musik erklang aus den Boxen und dröhnte nicht. Der Stadionsprecher sprach mit Schmeichelstimme und heizte nicht an, die Trainer und Journalisten konnten sich in Zimmerlautstärke unterhalten. Zwischendurch hätte man im Ziel eine Stecknadel fallen hören können, würde sie nicht auf Schnee landen 😉
Das Rennen verlief unaufgeregt, ehe Ryan Cochran-Siegle in der Querfahrt und Urs Kryenbühl nach dem Zielsprung schwer stürzten. Beide mussten mit dem Hubschrauber geborgen werden und die bedrückte Stimmung schwenkte um in Schrecken. Die Jury beendete die Abfahrt nach Startnummer 30 und der Zielsprung wurde maschinell umgebaut. Der erste Sieg von Beat Feuz auf der Streif war hoch verdient, so richtig freuen konnte sich an diesem Tag aber kaum jemand.
Der Samstag begann mit leichtem Niederschlag und einem Warmwettereinbruch. Die Jury sagte die nächste Hahnenkamm-Abfahrt noch in den Morgenstunden ab und zu Mittag stand fest: Abfahrt am Sonntag, Super-G am Montag. Die Hochschaubahn der Gefühle ging weiter. Am Sonntag verwandelten polare Luftmassen die Streif wieder in die Streif, der Zielsprung funktionierte ohne nervenzehrende Blicke nach oben und Beat Feuz krönte sich zum Doppelsieger. Die Ski-Welt war wieder in Ordnung.
Die Wetterprognose für Montag versprach einen neuerlichen Wintereinbruch, aber das Versprechen wurde gebrochen. Der Super-G fand bei gutem und stabilem Wetter statt und eine jahrzehntelange Tradition blieb ungebrochen: Auch das sechste Montags-Rennen in der Geschichte der Hahnenkamm-Rennen gewann mit Vincent Kriechmayr ein Österreicher.
Die 81. Hahnenkamm-Rennen waren einzigartig und in vielem – hoffentlich – einmalig. Was bleibt und wie es weitergeht, ist aus heutiger Sicht nicht seriös einzuschätzen. Aber eines scheint gewiss: Auch bei der 82. Auflage von 17. bis 23. Jänner 2022 wird es heißen: Willkommen zur Hochschaubahn der Gefühle am Hahnenkamm.