An die 84. Hahnenkamm-Rennen werden sich Veranstalter und Fans noch lange erinnern – dank Cyprien Sarrazins Fabelfahrt in die Geschichtsbücher und Linus Straßers Heimsieg.
„Was für eine Rennwoche, was für eine Freude“, zeigt sich Michael Huber, Chef des Organisationskomitees und Präsident des Kitzbüheler Ski Clubs nach den 84. Hahnenkamm-Rennen begeistert und auch etwas gerührt: „Es war das, was man sich immer wünscht, aber nur selten eintritt: Sonne, Pulverschnee und Kälte haben uns in der Rennwoche begleitet, in der alle Rennen auf höchstem Niveau durchgeführt werden konnten.“
Das hohe Niveau zeigte sich bereits bei der Pistenpräparierung von Streif und Ganslern mit dem Wintereinbruch im Dezember: Die Mitarbeiter der Bergbahn AG Kitzbühel sorgten dafür, dass sich die Rennstrecken bereits Wochen vor den beiden Abfahrten und dem Slalom in so einem hervorragenden Zustand befanden, dass auch der Regen rund um Weihnachten keinen Schaden anrichten konnte. Zudem wurden rund 200.000 Kubikmeter Schnee erzeugt. Die Schneekontrolle der FIS am 5. Jänner verlief problemlos und als es wenige Stunden später wieder zu schneien begann, zeigte sich die gesamte Landschaft in Weiß gehüllt.
Regie führte das Wetter auch in der Rennwoche, allerdings sehr rücksichtsvoll. Da am Donnerstag mit Niederschlag gerechnet werden musste, fanden die beiden Trainingsläufe auf der Streif bereits Dienstag und Mittwoch statt. Wohltuender Nebeneffekt für die Athleten: ein Tag Pause. Und diese Pause dauerte am Freitag, kurz vor der ersten Abfahrt, sogar noch eine Stunde länger, denn der Start wurde auf 12.30 Uhr verschoben, damit auch die letzten Nebelschwaden abziehen konnten. Der Rennverlauf gab schon einen Vorgeschmack auf die Abfahrt am Samstag, doch das konnte noch niemand ahnen: Marco Odermatt setzte sich nach einer nicht perfekten Fahrt an die Spitze und wurde wenig später erst von Florian Schieder und schließlich von Cyprien Sarrazin verdrängt.
Tags darauf waren erst die Rahmenbedingungen nahe an der Perfektion und wenig später auch die sportlichen Leistungen: 45.000 Fans verwandelten das Zielstadion in ein Tollhaus und nach Marco Odermatts hervorragender Fahrt war davon auszugehen, dass sich der Schweizer endlich auch Hahnenkamm-Sieger nennen darf. Zwei Minuten später stand Cyprien Sarrazin wie der unglaubliche Hulk auf dem Airfence im Ziel und zelebrierte einen Jubel, wie ihn Kitzbühel noch nicht oft gesehen hatte. Der Franzose zerschmetterte die Bestzeit von Marco Odermatt und war sich nach dem Abschwingen sicher, dass ihm die 1:52,96 zuvor Denkwürdiges gelungen ist. Die Fahrt des Franzosen erinnerte an jene von Stephan Eberharter vor exakt 20 Jahren. Sie galt bis dahin als perfekte Bezwingung der Streif – wie 2024 mit riesigem Vorsprung und das bei strahlendem Sonnenschein. Seit heuer gibt es zwei Fahrten, an die sich Ski-Fans noch in Jahrzehnten erinnern werden. „Cyprien Sarrazin hat auf der Streif Ski-Geschichte geschrieben. Wir waren alle geflasht, es war großartig“, findet auch Michael Huber.
Der finale Slalom am Sonntag stand dem magischen Samstag um nichts nach: 22.000 strömten zum Ganslernhang und lachten mit der Sonne um die Wette. Am Ende strahlte vor allem Linus Straßer. Auch wenn er in München geboren wurde, so feierte er auf dem Ganslern eine Art Heimsieg. Der 31-Jährige lernte u.a. in Kitzbühel das Skifahren, ist bis heute Mitglied des Kitzbüheler Ski Clubs und wohnt im Nachbarort Kirchberg. Sein Trainer war einst der Kitzbüheler Mario Mittermayer-Weinhandl, der jetzige Rennleiter der Hahnenkamm-Rennen. Es war kein Wunder, dass viele aus dem Organisationskomitee der Hahnenkamm-Rennen bei der Siegerehrung glasige Augen bekamen, vor allem als kurzfristig Mario Mittermayer-Weinhandl seinem ehemaligen Schützling die Gams übergeben durfte. Hinter Linus Straßer belegten Kristoffer Jakobsen Platz 2 und Daniel Yule Platz 3.
Nach derartig außergewöhnlichen und denkwürdigen Hahnenkamm-Rennen gehen die Feierlichkeiten im Sommer natürlich weiter: „Es wird zwei Monsterpartys auf dem Hahnenkamm geben“, kündigt Michael Huber im Interview mit dem Kitzbüheler Anzeiger an. Gemeint sind die traditionellen Gondel-Übergaben an die beiden neuen Hahnenkamm-Sieger. „Für Linus Straßer lassen wir uns etwas g’scheites Bodenständiges einfallen. Um die Leistungen von Cyprien Sarrazin zu würdigen, werden wir unser Starthaus in Klein-Frankreich verwandeln. Und das Londoner habe ich für die Partys auch schon reserviert“, freut sich Michael Huber schon.