Hannes Trinkl (51), seines Zeichens Abfahrts-Weltmeister von 2001, fungiert seit 2014 als FIS-Renndirektor. Beim Interview – im Rahmen der Schneekontrolle in Kitzbühel – erzählt der Oberösterreicher, was seine Aufgaben sind und welcher Rennausgang ihn bis heute ärgert. Die Hannes-Trinkl-Weltcupstrecke in Hinterstoder sollte man in seiner Gegenwart übrigens besser nicht so nennen.
Herr Trinkl, die Pisten der Hahnenkamm-Rennen wurden von der FIS am 10. Jänner freigegeben. Das erste Training steigt am 21. Jänner. Kann jetzt noch etwas passieren, das die Austragung verhindert?
HANNES TRINKL: Ein Föhnsturm ist das Einzige. So etwas kann man nicht in den Griff bekommen und er tut auch dem Schnee weh, selbst dem Maschinenschnee. Vor einem Föhnsturm haben alle immer a bissl Angst.
Stimmt es, dass die Schneeauflage auf einer Abfahrts- oder Super-G-Strecke zwischen 70 und 80 Zentimeter beträgt?
HANNES TRINKL: Nicht überall, aber auf den kritischen Stellen ist das notwendig. Gerade dort, wo es viel Abrieb gibt, weil viel Druck auf die Ski ausgeübt wird. In den Passagen, auf denen man nur geradeaus fährt, ist die Auflage nicht so hoch.
Sie sind seit 2014 FIS-Renndirektor für Abfahrt und Super-G bei den Herren. Was sind Ihre Aufgaben?
HANNES TRINKL: In erster Linie bin ich für die Sicherheit und die Kurssetzung verantwortlich. Ich halte stets Kontakt zwischen den Läufern, den Trainern und den Verantwortlichen, um eine Einheit herzustellen. Hier in Kitzbühel ist für mich etwas weniger zu tun, da sehr viele Experten an der Strecke sind und die genau wissen, was zu tun ist. Es ist aber auch das wichtigste und schwierigste Rennen der Saison. Das erhöht bei unserer Arbeit den Druck, weil jeder etwas sensibler ist als sonst.
Haben Sie schon ein wenig Angst vor den Weltcup-Rennen in China Mitte Februar? Das ist ja für alle Neuland.
HANNES TRINKL: In China werden wir internationale Experten vor Ort haben. Das heißt u. a. internationale Ratrac-Fahrer und einen Profi, der gemeinsam mit seinem Team bereits Pisten bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften verantwortet hat.
Sie sind bei jedem Speedrennen zwischen Kanada und China mit dabei. Haben Sie eigentlich ein Büro im Headquarter der FIS in der Schweiz?
HANNES TRINKL: Mein Büro ist unter freiem Himmel. Aber es gibt ein Büro in der Schweiz, allerdings bin ich da vielleicht einen halben Tag pro Jahr. Ich muss aber dazusagen, dass ich auf Werksvertragsbasis für die FIS arbeite und nicht angestellt bin. Falls ich irgendwann einmal nicht mehr schlafen kann oder es mir zu viel wird, möchte ich die Freiheit haben, etwas anderes zu machen.
Können Sie sich eigentlich ausgelassen freuen, wenn ein Österreicher gewinnt, oder empfiehlt sich das nicht für einen FIS-Renndirektor?
HANNES TRINKL: Mir ist es wichtig, dass die Piste für jeden perfekt ist. Was die Buben dann daraus machen, bleibt ihnen überlassen. Aber wenn ein Österreicher vorne reinfährt, freue ich mich natürlich und das zeige ich auch. Ich kann ja nicht meine Wurzeln verleugnen, nur weil ich für eine internationale Vereinigung arbeite.
2001 ist Ihnen hier auf der Streif in Kitzbühel das beste Ergebnis gelungen: Platz 2 hinter Hermann Maier.
HANNES TRINKL: Leider hab ich nicht gewonnen. Das ist das Einzige an meiner Karriere, was mich wirklich ärgert: die Streif nie gewonnen zu haben. Dabei bin ich sie immer brutal gerne gefahren. Bei meinem Debüt 1994 war ich gleich Sechster und insgesamt war ich zweimal auf dem Stockerl.
Zwei Wochen nach ihrem zweiten Platz auf der Streif sind Sie in St. Anton Abfahrts-Weltmeister geworden. Diesmal vor Hermann Maier.
HANNES TRINKL: Trotzdem hätte ich die Streif gerne gewonnen.
Ende Februar gastiert der Weltcup wieder einmal in Hinterstoder, auf der sogenannten Hannes-Trinkl-Weltcupstrecke. Wie ist Ihr Bezug zu dieser Strecke?
HANNES TRINKL: Sie heißt einfach so, weil ich dort daheim bin. In meiner Anwesenheit soll man sie besser nicht Hannes-Trinkl-Strecke nennen. Das mag ich überhaupt nicht. Ich weiß auch nicht, wie ich zu dieser Ehre gekommen bin. In meiner Gegenwart heißt sie einfach Weltcupstrecke. Allerdings ist der Druck daheim noch größer. Da sollten die Rennen nicht nur perfekt sein, sondern perfekt perfekt (schmunzelt).
Als Sie noch Rennläufer waren und Armin Assinger kommentiert hat, nannte er sie stets „Hone“. Wer nennt Sie sonst noch so?
HANNES TRINKL: Mich nennt eigentlich kaum jemand Hannes und ich glaube, der „Hone“ geht wirklich auf Armin zurück. Wir haben während unserer gemeinsamen aktiven Zeit lange die Zimmer geteilt und da hat er schon „Hone“ zu mir gesagt.