Er ist der älteste noch lebende Hahnenkammsieger und verpasste gemeinsam mit Alfons Walde den Skilehrern der „Roten Teufel“ in den 50er-Jahren das bis heute unverkennbare Erscheinungsbild. Seit 16. April ist der Kitzbüheler Karl Koller 99 Jahre alt.
Als Karl Koller im Jahr 1919 als jüngstes von zehn Kindern in Kitzbühel auf die Welt kommt, ist der Erste Weltkrieg erst wenige Monate zu Ende und mit Karl I. verabschiedet sich der letzte Monarch Österreich-Ungarns ins Schweizer Exil. In Hamburg wird durch den Zusammenschluss dreier Fußball-Vereine der legendäre HSV gegründet und in Österreich finden zum allerersten Mal freie Wahlen statt. Seit Montag, dem 16. April ist Karl Koller 99 Jahre alt und heute der älteste noch lebende Hahnenkammsieger.
Wie fit der Tiroler noch immer ist, davon konnten sich erst am 12. April 580.000 ORF-Zuseher überzeugen. Für eine „Am Schauplatz“-Reportage über Kitzbühel kramte er lebhaft und witzig in seinen vielen Erinnerungen. Die Liebe ist es wohl, die ihn jung hält, und in Relation zu fast 100 Lebensjahren ist Karl Koller regelrecht frisch verliebt. Erst seit 18 Jahren ist Ida Hechenberger an seiner Seite. Gekannt haben sie sich ein Leben lang, aber gefunkt hat es erst, als beide Witwer waren: „Wir haben noch nie gestritten“, nennt der originelle Hobby-Dichter ein Merkmal ihrer Zweisamkeit.
Zeitlebens stand Koller auf Ski und machte sich als Rennläufer ebenso einen Namen wie als Skilehrer. Zur Legende avancierte er nach dem Zweiten Weltkrieg – zuerst mit dem Triumph beim Hahnenkammrennen 1946. Dabei wurde er in der Abfahrt nur Zweiter hinter Thaddäus Schwabl, ebenfalls ein Kitzbüheler. Allerdings konnte Koller mit Platz zwei im Slalom die Kombination für sich entscheiden: „Wir sind mit den Abfahrtsski auch Slalom gefahren – weil niemand ein zweites Paar Ski gehabt hat“, erinnert er sich. Die Abfahrt auf den Holzlatten war ein fast kriminelles Unterfangen, denn es hatte die ganze Nacht bis zum Start geregnet und die Piste (ohne Richtungstore!) war extrem eisig. Der coole Koller dachte dennoch vor dem Start: „Najo, fohr ma holt.“
Endgültig zum Fixstern in der Kitzbüheler Geschichte avancierte er nach seiner aktiven Laufbahn mit der Übernahme der Skischule von Sepp Sailer, dem Onkel von Toni und Rudi, in der Saison 1949/1950: Gemeinsam mit Künstler Alfons Walde entschloss sich Koller, den Betrieb besser zu vermarkten und bekannter zu machen. Der Maler entwarf Werbeunterlagen, Plakate sowie das Bild mit dem „Roten Teufel“, was die Geburtsstunde der bis heute gleichnamigen und berühmten Skischule war. Koller wünschte aber auch ein Branding seiner „Pisten-Pädagogen“ und einer roten Zipfelmütze folgte bald ein roter Pullover, den jeder Mitarbeiter trug. Karl Koller leitete die Geschicke bis 1975, aber bis heute sind die Skilehrer der „Roten Teufel“ in sattem Rot unterwegs – allerdings wurde der Pulli zu einem Skianzug.
Heute lebt der Ski(schul)-Pionier im Herzen der Gamsstadt und bleibt ihm sein Lebensgeist, der Humor sowie die Liebe seiner Ida erhalten, steht dem 100. Geburtstag in einem Jahr nichts im Wege.