Hans-Peter Schwaiger, Betriebsleiter der Bergbahn Kitzbühel, spricht über die großen Pläne am Horn und die kleinen Vorhaben am Hahnenkamm. Unglücklich ist er mit der Frauenquote unter den Mitarbeitern im Seilbahnbereich.
So sehr Hans-Peter Schwaiger für seinen Beruf als Betriebsleiter bei der Bergbahn Kitzbühel am Hahnenkamm auch schwärmt, hin und wieder lässt ihn die Verantwortung schon „schlecht schlafen“. Etwa als eine Böe des Sturms Burglind im Jänner eine Gondel der Hornbahn so unglücklich vor dem Einfahrtstrichter der Mittelstation erwischte, dass sich die Kabine völlig verkeilte. „Aber passiert ist nichts und das ist das Wichtigste“, erinnert sich Schwaiger an die Bergung der 24 Passagiere. Da machten sich auch die regelmäßigen Übungen bezahlt. Vor allem im Sommer werden Rettungsmanöver fast monatlich trainiert: „Dadurch hat die Bergung bei der Hornbahn auch so super funktioniert.“
Sonst überwiegt bei Schwaiger die Freude und auch der Stolz: „Wenn ich in der Früh da hinunterfahren darf“, der 52-Jährige deutet auf die Streif, „Da denke ich mir schon oft, ich müsste fast etwas bezahlen für meinen Beruf. Ich stehe am Berg noch ehe die ersten Gäste kommen und ziehe die ersten Spuren in den Schnee während die Sonne aufgeht“, beschreibt er die schönsten Merkmale seines Jobs als Betriebsleiter, der fast täglich auf Skiern steht. Und was gehört sonst dazu? „Im Prinzip kümmere ich mich um alles – von den Grundeigentümern bis zur Pistensicherung, aber hauptsächlich bin ich für die Sicherheit der Seilbahnen zuständig.“
500 Mitarbeiter beschäftigen die Bergbahnen Kitzbühel im Winter, 200 davon ganzjährig. Hinter ihnen liegen gleichsam fordernde wie erfolgreiche Monate: „Es war eine außerordentlich gute Saison. Wir werden irgendwo knapp unter zehn Prozent Plus zu liegen kommen und das wäre dann die neunte oder zehnte Saison in Folge mit einem Rekordergebnis“, freut sich Schwaiger. Noch sind viele Lifte in Betrieb, aber die typischen Frühjahrstätigkeiten haben längst begonnen: das reicht von Abmarkierungs- und Wegearbeiten über das Einsommern von Zauberteppichen bis hin zum Verteilen des Schnees: „Damit die Vegetation gleich wieder starten kann.“
Sonst bleibt es im Skigebiet Hahnenkamm im Sommer verhältnismäßig ruhig – es wird kein neuer Lift errichtet. Auch die hoch sensible, weil so windanfällige Fleckalmbahn darf eine weitere Saison ihre Fahrten auf die Ehrenbachhöhe machen: „Wir sind dran und es schaut gut aus, dass wir die neue Fleck nächstes Jahr realisieren können.“ Noch immer gibt es Ungereimtheiten mit Grundeigentümern, aber Schwaiger ist zuversichtlich, dass man sich einigen werde: Insgesamt kooperieren die Bergbahnen Kitzbühel mit rund 500 Grundeigentümern und grundsätzlich sei man mit der Zusammenarbeit ja „sehr glücklich“.
Raintal- und Brunellenfeldlift neu
Im Fokus der Neuerungen steht auch diesen Sommer wieder das Kitzbüheler Horn – direkt gegenüber des Hahnenkamms. Nachdem seit 2017 das einstige „Naturschneegebiet“ auch über eine Schneeanlage verfügt, folgt heuer die Aufrüstung der Anlagen. Der Raintal-Sessellift wird durch eine Gondel ersetzt, der Brunnellenlift avanciert zu einer Sechser-Sesselbahn. Ein Tipp für Nostalgiker mit (zu) viel Platz zuhause: Die Zweier-Sessel des 50 Jahre alten Raintalliftes sowie des 30 Jahre alten Brunellenfeldliftes stehen zum Verkauf (Details hier).
Die sukzessive Modernisierung der Lifte ist für Schwaiger auch einer der Hauptgründe, weshalb der Wintertourist nach Kitzbühel reist: „Zum Skifahren kommt zu uns, wer ein großes Skigebiet erleben möchte und wo in den letzten Jahren in gute Liftanlagen sowie beste Pistenqualität sehr viel investiert worden ist. Es ist zwar kein Alleinstellungsmerkmal mehr, aber in Kitzbühel entsteht etwa kein Sessellift mehr ohne Bubble und Sitzheizung.“ Für den gebürtigen St. Johanner bedeutet übrigens ein Sessellift mehr Komfort als eine Gondel: „Ich persönlich möchte meine Ski so selten wie möglich abschnallen.“
Immer wieder gibt es Vorschläge, das Hahnenkammrennen auch in der schneefreien Zeit besser zu vermarkten. Doch noch findet sich dafür keine Mehrheit. „Wir haben die bewährten Video-Walls an den Schlüsselstellen der Streif und demnächst entsteht am Hahnenkamm auch eine Ministreif für Kinder und Jugendliche, aber mehr wird es nicht geben”. Für Schwaiger und offenkundig auch die Mehrheit der Bergbahnen soll weiter der Ruhe suchende Genusswanderer bzw. Genussurlauber im Zentrum stehen: „Ein Disneyland werden wir auf dem Berg nie errichten.“
Kein verlockender Job für Frauen
Kitzbühel mag zwar zu den Skigebieten mit den modernsten Anlagen Österreichs zählen, nicht zeitgemäß ist allerdings – wie in den meisten Wintersportorten – die Frauenquote unter den Mitarbeitern der Bergbahn. Da beschönigt auch Schwaiger nichts: „Das ist schlecht! Vielleicht haben wir kein Image in dieser Richtung und womöglich auch noch nicht genug versucht, das zu verändern. Wir haben zwar etliche Damen in der Verwaltung, aber direkt im Seilbahnbereich sind wir schwach – das müssen wir ehrlich zugeben.“ Auf Bewerbungen melden sich kaum Frauen und über die Gründe kann Schwaiger nur mutmaßen: „Vielleicht schrecken die langen Tagesarbeitszeiten ab oder die Kälte des Jobs“, sagt er und vermutet auch, dass es auf Frauen nicht sehr verlockend wirke, in einem so männerdominierten Unternehmen zu arbeiten: „Ich glaube, man müsste das Personal vorerst einmal bei einer Bahn besser durchmischen und dieses System dann ausweiten.“
Körperlich schwer fallen würde der Job den Frauen nicht, ist sich Schwaiger sicher: „Unsere Tätigkeit besteht aus Dienstleistung und Überwachung – aus anderen Bereichen ist bekannt, dass Frauen das noch genauer und ausdauernder als Männer machen.“ Mit dem netten Nebeneffekt, dass man Tag für Tag eine der Ersten auf den unverspurten Pisten bzw. malerischen Gipfeln im Sonnenaufgang wäre – natürlich vorausgesetzt der Arbeitsplatz läge auf einer Bergstation.