Auch die Bergbahn Kitzbühel steht vor einem ungewissen Winter – vor allem seit Deutschlands Reisewarnung für Tirol. Vorstand Anton Bodner erklärt im Interview die Maßnahmen bei KitzSki und spricht über den nach hinten verlegten und flexiblen Saisonstart auf dem Resterkogel. Das Schneeband wird frühestens am 24. Oktober eröffnet – wenn das Wetter mitspielt.
Wie geht es Ihnen und Ihrem Unternehmen mit den Maßnahmen für sicheren Wintertourismus?
ANTON BODNER: Wir sind per Definition ein öffentliches Verkehrsunternehmen und daher gilt bei uns das Tragen eines Mund-Nasenschutzes und – soweit möglich – das Einhalten des Mindestabstands von einem Meter. Das sind unsere gesetzlichen Vorgaben ganz unabhängig davon, welche Farbe die Corona-Ampel zeigt. Es sind die Mindesterfordernisse und das ist natürlich viel zu wenig. Uns geht es um die Sicherheit und um die Wertschätzung unserer Gäste.
Welche zusätzlichen Maßnahmen wird es bei der Bergbahn Kitzbühel geben?
ANTON BODNER: Weil wir davon ausgehen, dass der Individualverkehr heuer zunehmen wird, schaffen wir 1000 zusätzliche Parkplätze und bauen zu den Stoßzeiten das Skibus-System aus. Das sind zwei Maßnahmen, die wir noch vor der Reisewarnung aus Deutschland ausgearbeitet haben. Des Weiteren möchten wir mithilfe eines Monitorings unserer insgesamt elf Zutrittsbahnen den Gästen eine Live-Information bieten, an der sie ablesen können, wo der Andrang ins Skigebiet gerade groß bzw. nicht so groß ist. Abrufbar wird das über die Website bzw. eine App sein, da sind wir noch in der Ausarbeitung.
Muss die Einhaltung der Abstände von der Bergbahn überwacht werden?
ANTON BODNER: Nein, da wir ein öffentliches Beförderungs- und Verkehrsunternehmen sind, gilt für uns dasselbe wie etwa in der U-Bahn oder im Bus: Der Mund-Nasenschutz ist immer Voraussetzung, aber im Ausnahmefall – wie etwa zur Stoßzeit – kann auf den Ein-Meter-Abstand verzichtet werden.
Wie wollen Sie es bei den Gondeln handhaben: Wird zur Stoßzeit jede bis auf den letzten Platz gefüllt?
ANTON BODNER: Nein, wer zu wem zusteigt oder nicht überlassen wir unseren Gästen. Wir werden niemanden zwingen. Aber um einen möglichen Andrang vor allem zu Betriebsbeginn noch besser koordinieren zu können, werden wir heuer mindestens 30 Minuten früher starten – also um 8 Uhr. Wenn es notwendig und zweckmäßig ist, noch früher. Wir möchten da flexibel bleiben und werden es dementsprechend kommunizieren.
Der frühe Start in die Wintersaison sorgte in den letzten Jahren aufgrund des weißen Schneebandes auf dem Resterkogel stets für große Aufregung (Details hier). Was wird heuer anders?
ANTON BODNER: Wir werden definitiv nicht vor dem 24. Oktober in die Saison starten. Und sollten die Wetterprognosen der ZAMG rund um den 24. Oktober ein stabiles Hoch vorhersagen, dann verschieben wir den Auftakt eine Woche nach hinten.
Lässt sich das so kurzfristig verschieben?
ANTON BODNER: Ja, für die Präparierung der Piste mit dem konservierten übersommerten Schnee aus der Vorsaison brauchen wir höchstens drei bis vier Tage.
Ist der Saisonstart in den letzten Jahren zu früh erfolgt?
ANTON BODNER: Wir könnten noch viel früher starten – theoretisch und praktisch. Selbst wenn wir die Schneedecke Anfang Oktober aufbringen würden, ginge der Schnee nie wieder weg. Und je früher, umso besser! Denn die Nachfrage der Skiteams um Trainingslinien ist so hoch wie nie. Die Slots der Teams sind dreifach überbucht – wir sind übervoll. Es hat heuer kein Training in Übersee gegeben und die Bedingungen am Gletscher sind aufgrund der Höhenlage nicht für jeden Sportler ideal. Der Resterkogel mit seiner Nordlage auf 1800 Meter Seehöhe ist einfach ideal.
Aber die Bilder, die dieses weiße Band in einer herbstlichen Landschaft produzieren kann, schaden mehr als sie nutzen?
ANTON BODNER: Diese Bilder mit dem weißen Band haben eine unglaublich brutale Wucht. Als ich letztes Jahr Fotos gesehen hab, hab ich mir gedacht: Das kann nicht unser Skigebiet sein. Aus ökologischer, technischer und wirtschaftlicher Sicht kann ich zu einem Saisonstart Mitte Oktober stehen, aber es polarisiert dermaßen, dass wir heuer einen Schritt zurückgehen und später starten.
Am 25. September hat Deutschland eine Reisewarnung für Tirol ausgesprochen. Wie sehr bedroht diese Maßnahme die Bergbahn Kitzbühel?
ANTON BODNER: Vom 15. Juni, als die Grenze zu Deutschland wieder aufgegangen ist, bis zum 28. September haben wir so viele Fahrten gemacht und so viel verdient, wie noch nie im Vergleichszeitraum. Außerdem haben wir bislang 6700 Saisonkarten für den Winter verkauft. Den Sommer haben wir gut überstanden, aber da erzielen wir nur zehn Prozent unserer Einnahmen. Jetzt ist Deutschlands Reisewarnung für Tirol natürlich ein herber Schlag.
Wie herb?
ANTON BODNER: Alles andere können wir verkraften: keine Großereignisse, keine internationalen Gäste von weit her. Warum? Weil uns bislang die österreichischen und bayerischen Tagesgäste geholfen haben. Wenn die Reisewarnung für Tirol noch länger aufrecht bleibt, verlieren wir Millionen. Allein unter unseren Saisonkartenbesitzern sind fast die Hälfte Deutsche. Aber natürlich verstehe ich alle deutschen Gäste, die nun ausbleiben. Zu uns zu kommen, auf den Berg zu fahren und zurück daheim in Quarantäne zu müssen, ist nichts, was man sich vorstellen möchte.