80 Prozent weniger Umsatz als im Vorjahr und 78,6 Prozent weniger Gäste als im Rekordwinter 2018/2019. Die Skisaison in Kitzbühel war „wirtschaftlich verheerend“, aber die teure Öffnung wird auch als Symbol und Investition in die Zukunft gesehen. Die Bergbahn wollte für die Einheimischen da sein und etwas zurückgeben. Die Sommersaison startet am 8. Mai – ohne Schneedepots auf dem Hahnenkamm.
Maskenpflicht in der Gondel, Testpflicht vor dem Skitag, Quarantäne bei der Einreise nach Österreich, Testpflicht bei der Ausreise aus Tirol – die behördlichen Verordnungen machten den Winter für Tirols Skigebiete zu einem (hoffentlich einmaligen) Fiasko. Auch Klaus Winkler, Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender der Bergbahn Kitzbühel, wollte im Rahmen der Rück- und Ausblicks-Pressekonferenz nichts schönreden: „Wirtschaftlich war es verheerend, aber wir haben der heimischen Bevölkerung und den Gästen, für die es möglich war Ski zu fahren, perfekte Bedingungen liefern können.“ Der Stadtchef habe kurz vor dem Termin eine Hotellierin getroffen, „die am Sonntag den 80. Skitag in dieser Saison“ erleben durfte. Ein Rekord, auf den sie gerne verzichtet hätte, aber ihr Betrieb ist nach wie vor geschlossen.
In konkreten Zahlen heißt das für die Bergbahn AG Kitzbühel aka KitzSki: Der Umsatz liege heuer bei etwa 20 Prozent im Vergleich zum Winter der Vorsaison – „mehr war nicht möglich“, sagt Vorstand Walter Astl: „Das liegt vor allem am Totalausfall des Aufenthalts-Tourismus und dem Wegfall der Tagesgäste aus Bayern – die zwei wichtigsten Säulen unserer Gästestruktur“, erklärt Astl weiter. In diesem Winter zählte man bei KitzSki 317.000 Erstzutritte, im Rekordwinter 2018/2019 waren es rund 1,5 Millionen – ein Rückgang von 78,6 Prozent.
Wieviele Millionen Euro der Winter KitzSki gekostet haben wird, möchte man noch nicht beziffern: „Aber wir werden es offen kommunizieren, zum jetzigen Zeitpunkt wäre es unseriös“, sagt Anton Bodner, der Vorstandsvorsitzende. Zumindest konnte man durch den eingeschränkten Seilbahn-Betrieb Strom, Material und rund 350.000 Liter Diesel sparen. Das Investitionsprogramm wurde auf sechs Millionen Euro reduziert, das Instandhaltungsprogramm evaluiert: „Wir werden nur die wichtigsten Sachen machen“, kündigt Walter Astl an. So müssen etwa die Erneuerung der Bahnen Trattenbach und Gauxjoch noch warten.
Es wird ein teurer Winter für die Bergbahn Kitzbühel gewesen sein, aber man steht zur konsequenten und durchgehenden Offenhaltung des Skigebiets von 24. Dezember bis 11. April und sieht es als Investment in die Zukunft: „Uns ist es darum gegangen, den Einheimischen, unseren treuesten Stammgästen, auch in schwierigen Zeiten ein Angebot zu liefern. Was es für das Kitzbüheler Lebensgefühl bedeutet hätte, wären die Lifte stillgestanden, möchte ich mir gar nicht ausdenken“, sagt Anton Bodner – immerhin wurden 10.800 Saison- und Jahreskarten verkauft. Der Bergbahnchef ergänzt: „Als KitzSki hat man auch den Anspruch, etwas durchzuziehen: Denn wann will man gut sein, wenn nicht in einer Phase, in der es wirklich schwierig ist.“ Die Rückmeldungen – seien sie im Gespräch, via Mail oder Social Media – würden zeigen, dass die Entscheidung, bis 11. April offen gehalten zu haben, richtig und gerechtfertigt war.
Die Verschnaufpause für die Lifte ist eine kurze, denn am 8. Mai startet KitzSki in den Sommer. An diesem Tag nehmen die Hornbahn und der Sessellift am Gaisberg ihren Betrieb auf, am 13. Mai folgt die Hahnenkammbahn, am 29. Mai die Fleckalmbahn, am 12. Juni die Bichlalm und am 3. Juli die Panoramabahn. Der Fokus auf den Bergen liegt natürlich auf dem Wandern und dem Biken – sobald die Hütten und Restaurants wieder öffnen dürfen, auch auf den kulinarischen Genüssen.
Was man auf dem Hahnenkamm heuer vermissen wird (oder eben nicht), sind die zwei riesigen Schneedepots. Die seien laut Anton Bodner „nicht notwendig“, denn ein früher Saisonstart in den Winter (auf dem Schnee der Vorsaison) sei auf dem Resterkogel völlig ausreichend. Dort bleiben die Schneedepots bestehen, um vor allem den Teams ab Ende Oktober eine leicht erreichbare Trainingsmöglichkeit zu bieten. Von einem neuen Rekordwinter in der Saison 2021/2022 träumt bei KitzSki niemand. Würde man 80 bis 85 Prozent des Umsatzes lukrieren können, wie im letzten Winter vor Corona, wäre man zufrieden.