Wie in Österreich, Italien oder Deutschland brachte das grassierende Coronavirus auch die Lifte in der Schweiz zum Stillstand. Über die Auswirkungen dieser wirtschaftlichen Vollbremsung hat uns Peter Engler, CEO der Lenzerheide Bergbahnen AG, Auskunft gegeben.
In der Schweiz kam das Corona-bedingte Saisonende noch schlagartiger als in Österreich. So postete etwa die Lenzerheide am Freitag, dem 13. März gegen 17 Uhr auf Facebook: „Der Kanton Graubünden teilt mit, dass die Skigebiete und Bergbahnen in Graubünden auf Anordnung des Bundes per sofort schließen müssen (…). Die Wintersaison 2019/20 muss daher leider per SOFORT beendet werden.“ Seither stehen die 43 Anlagen in Arosa und Lenzerheide, dem größten (seit 2014) zusammenhängenden Wintersportgebiet im Kanton Graubünden, still, 225 Pistenkilometer sind verwaist und harren der Schneeschmelze sowie dem Start in die Wandersaison. Aber aus heutiger Sicht ist auch das reichlich ungewiss. In der Schweiz ebenso wie in Deutschland, Österreich, Italien und dem Rest Europas.
Peter Engler, CEO der Lenzerheide Bergbahnen AG, gewährt einen kleinen Einblick in den Ist-Zustand seines Unternehmens mit rund 440 Mitarbeitern. Der Ausblick fällt schon etwas schwerer, aber man arbeite „auf Sparflamme mit einem großen Stück Hoffnung“.
Herr Engler, lässt sich der Schaden durch das vorzeitige Saisonende beziffern?
PETER ENGLER: Der Ausfall für die Region Arosa Lenzerheide wird bis zum offiziellen Saisonende bei ca. 5,5 bis sechs Millionen Franken sein (Anm.: Das entspricht etwa 5,2 bis 5,6 Millionen Euro). Dazu kommt, dass der Vorverkauf der Jahreskarten seit dem Stillstand komplett eingebrochen ist und wir bis Ende April ca. fünf Millionen Franken an Liquidität verlieren werden.
Welche unmittelbaren Folgen hat dieser Einschnitt?
PETER ENGLER: Wir mussten sämtliche Arbeiten per 14. März einstellen und das Wintersportgebiet wurde somit einen Monat früher als geplant eingestellt. Das bedeutet, dass wir ca. 20 Prozent der Gästezahlen in diesem Winter verlieren. Zusätzlich mussten wir sämtliche Zahlungen für Tages- und Mehrtageskarten, die über unseren Web-Shop getätigt wurden, zu 100 Prozent zurückerstatten, da wir die bezahlte Dienstleistung nicht erbringen konnten.
Der Einnahmeausfall kann wohl durch nichts wettgemacht werden. Erwarten Sie sich Hilfe von Bund und Land?
PETER ENGLER: Vonseiten des Staates konnten wir ab dem 23. März den gesamten Betrieb in den Status der Kurzarbeit geben, was uns 80 Prozent der Lohnkosten während dem Stillstand erspart. Ansonsten hoffen wir, dass der große Einnahmeausfall, der entstanden ist, auch in einer Form über die Maßnahmen des Bundes etwas zurückfließen kann. Zurzeit haben wir das Investitionsbudget für den kommenden Sommer um 50 Prozent gesenkt und werden nur die betrieblich notwendigen Investitionen tätigen, was bedeutet, dass die Investitionen um ein Jahr verschoben werden, was auch eine Auswirkung auf unseren Fünf-Jahres Mittelfristplan hat.
Wann wäre Euer Termin, um in die Sommersaison zu starten, und wie sehr glauben Sie daran, dass er halten wird?
PETER ENGLER: Geplant wäre, dass wir am 21. Mai mit dem Sommerbetrieb starten. Wir gehen heute davon aus, dass dies nicht der Fall sein wird, hoffen aber sehr, dass wir spätestens Mitte Juni den Betrieb wieder aufnehmen können. Sollte dies nicht möglich sein, werden wir zusätzliche Einbußen im Bereich der Jahreskarten ausweisen müssen, da wir so auch die bereits gekauften Jahreskarten für 2020/21 entschädigen müssen.
Was lässt sich in einer Phase wie dieser eigentlich planen?
PETER ENGLER: Zurzeit lässt sich nichts planen, wir hoffen einfach, dass wir Anfang Mai mit den Arbeiten für den Sommerbetrieb wieder beginnen können, benötigen wir doch ca. drei Wochen für die Vorbereitungs- und Revisionsarbeiten, um den Sommerbetrieb aufnehmen zu können. Die Geschäftsleitung hat sich einige Szenarien als vorbehaltene Entschlüsse erarbeitet und so müssen wir je nach Verlauf der Epidemie ab Anfang Mai tagtäglich die entsprechenden Entscheidungen treffen. Auch für uns ist in erster Linie die Gesundheit der gesamten Bevölkerung das Wichtigste und so arbeiten wir auf Sparflamme mit einem großen Stück Hoffnung.