Zwei der 98 Gondeln der Hahnenkammbahn sind den vielen legendären Skifahrerinnen gewidmet, die zwischen 1932 und 1961 in Kitzbühel Rennen fuhren. Nun bekam zum ersten Mal eine Frau ihre ganz eigene gewidmet: Biathlon-Weltmeisterin Lisa Hauser aus Reith bei Kitzbühel. Das macht die 27-Jährige stolz und zeigt ihr, dass der Kitzbüheler Ski Club „eine irrsinnige Freude mit mir hat“.
Es ist schon ein äußerst seltenes Privileg, als Mann eine Gondel der Hahnenkammbahn in Kitzbühel gewidmet zu bekommen. Immerhin muss man dafür die schwierigste Abfahrt der Welt gewonnen haben. Oder den nicht minder herausfordernden Slalom auf dem Ganslernhang. Oder den anspruchsvollen Super-G. Den Namen einer Frau auf einer der roten Kabinen zu lesen, scheint also ausgeschlossen, denn seit 1961 gibt es in Kitzbühel (leider) keine Damenrennen mehr. Dabei war es zwischen 1932 und 1961 eine Selbstverständlichkeit, dass auch die Damen in der Gamsstadt das Renngeschehen mitbestimmten. Gefahren wurden alle Bewerbe – selbst hin und wieder ein Riesentorlauf. Die Abfahrt hatte zwar eine etwas andere Streckenführung als bei den Herren, wurde aber genauso auf der Streif ausgetragen: vom Start am Seidlalmkopf ging es über den Lärchenschuss und vor der Hausbergkante über den Ganslern zum klassischen Zielhang. Die letzte Siegerin war Traudl Hecher, die Mutter von Elisabeth und Stephan Görgl.
Am 17. September 2021 war es dann aber endlich soweit: Mit Lisa Hauser wurde zum ersten Mal in der Geschichte der Hahnenkammbahn einer Frau eine Gondel gewidmet. Dabei hat die 27-Jährige nicht einmal ein Rennen auf dem Hahnenkamm bestritten. Aber ihr gelang etwas anderes: Lisa Hauser wurde heuer Biathlon-Weltmeisterin und alle Sportler, die aus dem Nachwuchs des Kitzbüheler Ski Clubs stammen bzw. für ihn an den Start gehen und es schaffen, WeltmeisterIn, OlympiasiegerIn oder WeltcupgesamtsiegerIn zu werden, erhalten eine Gondel. So kommt es auch, dass etwa auch die Nordischen (Kitzbüheler) Klaus Sulzenbacher, Markus Gandler und David Kreiner eine Gondel haben, ebenso wie Snowboard-Gesamtweltcupsieger Alexander Koller.
Zwei Gondeln sind übrigens den vielen Damen der Vergangenheit (1932 – 1961) gewidmet, Lisa Hauser ist allerdings die erste Frau, die ihre eigene Kabine bekommen hat. Wer demnächst gerne einsteigen möchte, sie trägt die Nummer 10. Im Zuge der feierlichen Übergabe auf dem Hahnenkamm hat sich die Biathletin, die aus Reith bei Kitzbühel stammt, für ein Interview Zeit genommen.
Frau Hauser, Sie haben nun Ihre eigene Gondel der Hahnenkammbahn. Wie klingt das?
LISA HAUSER: Unglaublich! In der Hahnenkammbahn eine Gondel mit meinem Namen zu haben, die wahrscheinlich die nächsten 40 Jahre fahren wird, ist richtig cool. Ich bin kürzlich mit der Bahn nach dem Training ins Tal gefahren und da kommen dir Namen wie Hermann Maier, Stephan Eberharter, Hias Leitner oder Ernst Hinterseer entgegen. Jetzt fährt da eine Gondel, auf der Lisa Hauser steht.
Sie sind die allererste Frau mit eigener Gondel.
LISA HAUSER: Dass ich als Frau eine eigene Gondel bekomme, ist natürlich eine besondere Ehre und macht mich auch sehr stolz. Es zeigt mir auch, dass der Kitzbüheler Ski Club eine irrsinnige Freude mit mir hat.
Es gibt auf dem Hahnenkamm keine Loipe. Glauben Sie, dass Sie trotzdem öfter mit der Bahn fahren werden?
LISA HAUSER: Es gibt keine offizielle Loipe, aber man kann auf der Skipiste Richtung Ehrenbachhöhe ganz gut langlaufen. Diesen Abschnitt haben wir schon öfter benützt.
Wie gut fahren Sie Ski?
LISA HAUSER: Ich traue mich schon zu sagen, dass ich fast überall hinunter kommen würde. Aber ich bin schon seit über zehn Jahren nicht mehr Ski fahren gewesen. Skitouren gehe ich aber liebend gerne – vor allem im Frühling. Da muss man natürlich auch hinunterfahren, aber wenn ich ehrlich bin, würde ich lieber noch eine Stunde aufsteigen, statt ins Tal zu fahren.
Im kommenden Winter gibt es Olympische Spiele. Ist das logische Ziel einer Weltmeisterin nun olympisches Gold?
LISA HAUSER: Das würde ich nicht sagen. Natürlich ist es ein Ziel, bei den Spielen eine Medaille zu holen. Aber es wird schon schwierig genug, meine letzte sehr gute Saison zu wiederholen. Aber ich gebe mein Bestes, vor allem jetzt im Sommer – das ist für uns die härteste Zeit. Derzeit fühle ich mich super und ich bin großteils immer gesund geblieben. Vom Winter lass ich mich überraschen – wie gut ich und vor allem meine Konkurrentinnen in Form sein werden, wird recht spannend.
Ist Langlauf und Biathlon bei Ihrem Kitzbüheler Ski Club in den letzten Jahren beliebter geworden?
LISA HAUSER: Der nordische Sektor beim Kitzbüheler Ski Club betreibt brutal viel Nachwuchsarbeit, das habe bereits ich zu spüren bekommen. Wir haben sehr viele Trainingseinheiten gehabt, wir sind auf Trainingslager gefahren und haben im Winter vor allem bei den Rennen optimale Betreuung genossen. Und ich habe mit dem KSC nach wie vor Berührungspunkte und viel Kontakt. Im Herbst möchte ich auch wieder bei einem Kindertraining dabei sein, damit mich der Nachwuchs auch live erleben kann. Dafür drücken sie mir dann im Winter wieder die Daumen.
Ist es eine kleine Genugtuung für Sie, dass mit Ihnen eine Biathletin das Aushängeschild des Kitzbüheler Ski Clubs ist?
LISA HAUSER: Österreich ist ein alpines Sportland, aber Biathlon ist im Vormarsch. Die Männer haben uns da schon einiges an Vorarbeit abgenommen und jetzt bin ich da. Inzwischen hab ich richtig coole Erfolge feiern dürfen und bin ein großes Vorbild geworden. Ich werde mich bemühen, dass das noch eine Weile so bleibt.