Fünf Monate nach seinem Triumph auf der Streif wurde Matthias Mayer in Kitzbühel neuerlich gefeiert. Die traditionelle Gondelübergabe in der Hahnenkammbahn gab es heuer allerdings eine Nummer kleiner als üblich. Eng wurde es zwischendurch trotzdem.
Nicht nur die neue Frisur des Ehrengastes war der Situation angepasst, auch alle anderen Umstände bei der traditionellen Gondelverleihung an den Hahnenkammsieger in Kitzbühel waren untypisch. Der Termin wurde sehr kurzfristig angesetzt und findet für gewöhnlich an einem Samstag in den Sommerferien statt. Diesmal war es Montag, der 29. Juni. Einzig, dass es an diesem Vormittag wie aus Kübeln schüttete, lag nicht an der Corona-Krise.
Als Zeremonienmeister fungierte heuer auch kein Moderator, sondern Michael Huber, der Präsident des Kitzbüheler Skiclubs. Er wurde nie müde auf die Einhaltung der Abstandsregeln und auf die Mundschutzpflicht in den Gondeln hinzuweisen. Wie bei den meisten Veranstaltungen in den letzten Wochen in Österreich klappte weder das Eine noch das Andere wirklich gut, allerdings herrschte zumindest ein Bruchteil des Andrangs der letzten Jahre. Glücklicherweise zieht es in Tal- sowie Bergstationen wie in einem Vogelhaus, sodass sich alle umherfliegenden Aerosole auch möglichst flott verflüchtigen konnten.
Matthias Mayer kam nicht nur mit eingangs erwähnter Corona-Frisur, die erst nach seiner Hochzeit zu Pfingsten „geschneidert wurde“, sondern auch in kurzer Lederhose. Die Arien auf seine Person ließ der 30-jährige Kärntner mit einem Lächeln über sich ergehen und dankte schließlich „dem Kitzbüheler Skiclub, meiner Familie, meinem Fanclub, meinen Betreuern und meiner Skifirma Head.” So eine Überraschung war die Gondelübergabe auch nicht, denn die Kabine mit Mayers Namen zieht bereits seit 2017 ihre Runden auf dem Hahnenkamm. Damals gewann er den Super-G, die Zeremonie folgte nun – drei Jahre später – anlässlich seines Abfahrtstriumphes heuer im Jänner.
Das beste Jahr seines Lebens ist 2020 für Matthias Mayer allerdings nicht – daran ändern auch Streif-Sieg und Hochzeit nichts: „Natürlich hab ich schöne Erfolge gefeiert – sportlich und privat. Trotzdem war die Corona-Zeit auch für mich anstrengend. Denn auf die Besuche meiner Großeltern und Freunde verzichten zu müssen, war nicht immer leicht“, sagt der Doppel-Olympiasieger beim anschließenden Leberkässchmaus im Starthaus auf dem Hahnenkamm. Auch wenn das ÖSV-Team sein Sommertraining heuer zu Hause auf den Gletschern und nicht in Südamerika abhält, hat sich für Matthias Mayer „im Großen und Ganzen nicht viel geändert. Allerdings haben wir in Südamerika immer sehr gut Super-G und Abfahrt trainieren können – das fällt jetzt weg. Somit kann ich mich noch mehr auf meine Technik konzentrieren.“
Wer einmal mit Matthias Mayers Gondel auf den Hahnenkamm fahren möchte, der wartet auf die Nummer sechs. Sie hängt zwischen der von Gustav Thöni (Kombinations-Sieg 1975 und 1977) und Todd Brooker (Abfahrts-Sieg 1983).