40 Jahre nach dem Sieg seines Vaters triumphierte Pepi Ferstl auf dem Hahnenkamm. Anlässlich seines Sieges im Super-G wurde dem Bayer nun eine Gondel der Hahnenkammbahn gewidmet. Im Interview spricht er über die Tragweite dieses Tages und seine Ziele für die neue Saison.
Es war der 27. Jänner 2019, als sich Josef „Pepi“ Ferstl entschieden hatte, Geschichte zu schreiben. Als der 30-Jährige aus Bayern mit Startnummer 1 in den Super-G von Kitzbühel ging, sorgte es naturgemäß für keine große Erregung, als er im Ziel als Erster abschwang. Nur: An diesem Tag überholte ihn niemand mehr und so avancierte Pepi Ferstl zum ersten deutschen Super-G-Sieger auf der Streif. Emotionaler Zusatzeffekt: 41 und 40 Jahre zuvor holte sich Vater Josef Ferstl zwei Siege auf der Streif-Abfahrt. Am 3. August kehrte Familie Ferstl nun wieder nach Kitzbühel zurück. Anlass war die traditionelle Gondel-Übergabe an den Hahnenkamm-Sieger (Details zur Geschichte des feierlichen Akts lest ihr hier).
Herr Ferstl, wir stehen im Starthaus am Beginn der Streif und eben bekamen Sie für Ihren Super-G-Sieg auf dem Hahnenkamm eine Gondel der Hahnenkammbahn gewidmet. Was für ein Rennen würden Sie gerne als nächstes gewinnen?
PEPI FERSTL: Im Grunde genommen möchte ich natürlich jedes Rennen gewinnen und es gibt auch noch weitere Speed-Klassiker wie Wengen oder Gröden. Grundsätzlich ist Kitzbühel aber nicht zu toppen. Ein riesiges Ziel bleibt natürlich eine Medaille bei einem Großereignis zu holen. Aber wenn man dann die Dimensionen eines Sieges in Kitzbühel sieht, wie etwa die Gondelübergabe, dann stellt das vieles in den Schatten. Was man durch einen Sieg auf dem Hahnenkamm an Präsenz gewinnt, ist unglaublich.
Was sind Ihre Ziele für die Saison 2019/2020?
PEPI FERSTL: Ich kann schnell fahren, aber mein nächstes großes Ziel ist es, konstant schnell zu fahren. Wer auf der Streif gewinnt, ist schnell. Dieses Potential gilt es künftig auch bei Rennen abzurufen, die vielleicht etwas weniger schwierig sind.
Wie lange hat es eigentlich gedauert, bis Sie sich bewusst geworden sind, dass Ihnen an diesem 27. Jänner 2019 etwas Besonderes gelungen ist?
PEPI FERSTL: Es hat schon ein paar Tage gedauert. Aber als meine Frau daheim zu mir gesagt: „Kitzbühel-Sieger … das gibts ja nicht“, da ist mir bewusst geworden, das gibts wirklich.
Wie groß war Ihre Erleichterung?
PEPI FERSTL: Riesengroß, denn die Jahre zuvor drehte sich Jahr für Jahr alles um dieses Rennen. Es war schon so krass, dass uns Journalisten schon eine Woche vor Kitzbühel angerufen haben und wissen wollten: „Wie schauts aus? Wie fit bist? Schaffst es heuer?“ Jedes Jahr dieselbe Frage: Wer wird der erste Deutsche seit meinem Vater, der die Streif gewinnt? Und dann schlägt 2018 der Thomas (Anmerkung: Dreßen) zu. Und er hat es genauso verdient wie jeder andere.
Die Siegerehrung im Jänner muss Sie emotional an Ihre Grenzen geführt haben, oder? In dem Moment als Ihnen Papa Josef gratuliert hat.
PEPI FERSTL: Das war unbeschreiblich und ich hab mich schon sehr zusammenreißen müssen, zumindest noch ein bissl cool zu bleiben. Felix Neureuther hat es mir danach auch erzählt: Medaille hin oder her, wenn dir der eigene Vater zum Sieg gratuliert, an dem Ort, wo er selbst einst gewonnen hat, dann ist das einzigartig.
Ihre Gondel mit der Nummer 53 wird zwischen der von Jean-Claude Killy und der von Aksel Lund Svindal hängen. Zufrieden?
PEPI FERSTL: Das ist mega. Aber es ist eigentlich egal zwischen wem „meine“ Gondel hängt – jeder Platz ist etwas Besonderes. Von keinem, der hier gewonnen hat, kann man sagen, der eine ist besser und der andere schlechter.
Ein Interview mit Pepis Vater Sepp Ferstl lest ihr hier.