Disziplin, Eitelkeit, Marktwert und die Treue zu sich selbst: Darauf kommt es dem ehemaligen Weltcup-Läufer und jetzigen Hotelier Rainer Schönfelder (42) an. Allerdings bleibt er sich selbst stets treu und darunter leidet seine Disziplin.
„Ich weiß, dass viele Leute über mich sagen, ich bin ein kompletter Trottel“, sagt Rainer Schönfelder gleich zu Beginn und die Aufmerksamkeit ist ihm gewiss. „Damit kann ich aber umgehen. Ich will auch gar nicht allen gefallen. Allen gefallen zu wollen, wäre reiner Stress für mich“, erklärt der Kärntner sein Wesen. Das Selbstbild des heute 42-Jährigen einstigen Weltcup-Läufers stimmt. Zeitlebens hat er polarisiert und Schuld war nicht nur sein Hang zu Exzentrik und Extravaganz, sondern auch seine Offenheit: Er sprach zumeist aus, was er ehrlich gedacht hat. Damit kann man speziell in Österreich nie bei allen punkten.
Rainer Schönfelder war seine Außenwirkung für gewöhnlich egal: „Es war immer mein Ziel im Leben, den Weg zu gehen, bei dem ich mich wohlfühle ungleich dessen, dass ich gewusst habe, dass viele unangenehme Momente dabei sein werden.“ Aber seine unkonventionelle Einstellung hat ihn weit kommen lassen. Er ist nicht nur umtriebig in den Bereichen Immobilien und Investment – gemeinsam mit Hermann Maier gründete er die Sport-Hotelkette COOEE, die noch heuer ihr viertes Haus eröffnen wird (in Bad Kleinkirchheim).
Sein Mix aus Offenheit, Erfolg und Frechheit trug ihm auch eine Einladung zum Seminar des Bundesverbandes Österreichischer Tourismusmanager nach St. Johann in Tirol ein. Wenige Meter entfernt von seinem ersten COOEE-Hotel, was in seinem Vortrag aber nie zum Thema wurde. Der einstige „Petzenbär“ gab den Managerinnen und Managern im Auditorium Begrifflichkeiten mit, auf die es für ihn im Leben ankommt – wiewohl er an der Umsetzung seiner eigenen Tipps regelmäßig scheitert. Daher auch der Titel: „Eingefädelt, was nun?“
So etwa machte ihm seine persönliche Eitelkeit (Begriff 1) gepaart mit seinem persönlichen Marktwert (Begriff 2) beim Kontakt mit einem Bürgermeister einen gehörigen Strich durch seine Hotel-Expansionspläne. Selbst vom Gemeinderat hatte Rainer Schönfelder schon ein „Go“ für einen Neubau, bis er zum Ortschef kam: „Du baust hier nicht und aus“, hat der ihn wissen lassen und selbst ein neuerlicher Anlauf mit einer Horde an Befürwortern ließ ihn gegen die Wand rennen: „Bei diesem Bürgermeister bin ich völlig eingefahren und ich hatte keine Chance. Da war ich in meiner persönlichen Eitelkeit gekränkt“, blickt er zurück. Schuld war wohl auch, dass er an diesem Ort und im Umgang mit diesem Lokalpolitiker (Details gab es keine) seinen Marktwert völlig überschätzt hatte: „Den persönlichen Marktwert falsch einzuschätzen, wird immer zum Problem. Sei es zu hoch oder zu niedrig“, sagt der fünffache Weltcup-Sieger.
Worauf es Rainer Schönfelder am meisten ankommt, ist die Treue zu sich selbst (Begriff 3). Denn mit Anpassung und charakterlichen Verbiegungen hat er so seine Probleme: „Ich gehe sehr unkonventionell an Herausforderungen heran, nämlich direkt hinein, ohne Vorbereitung und groß zu überlegen. Dann bricht oft Chaos aus und das muss ich dann versuchen zu lösen. Darunter leidet meine Lebensqualität“, gibt er offen zu. Nur ändern lässt es sich auch nach 42 Jahren nicht. „Meistens bin ich in der Reaktion stärker als in der Aktion.“
So tickte er auch vor seinem Karrierehöhepunkt, dem Sieg beim Slalom auf dem Ganslernhang in Kitzbühel: „Mein mit Abstand schönster sportlicher Erfolg.“ An diesem 20. Jänner 2002 stand Rainer Schönfelder nämlich in einem riesigen Dilemma: Bereits 1996 hatte er festgestellt, dass man mittlerweile online mit Aktien zocken kann: „Schlau wie ich bin, nahm ich zwei Kredite auf mein Elternhaus auf und hab daraus fünf Häuser gemacht. So hat es angefangen.“ Vor dem Rennen in Kitzbühel hatte er sich aber gehörig verzockt und plötzlich war er nicht mehr fünf Häuser im Plus, sondern eines im Minus: „Meine Eltern haben davon natürlich nichts gewusst und mir ist das Wasser bis zum Hals gestanden. Aber so funktioniere ich am besten – in Grenzsituationen. Nach dem Sieg am Ganslernhang und dem Ende einer erfolgreichen Saison konnte er alle Schulden begleichen und die Kredite auf Null stellen.
„Was ich damit sagen wollte: Ich habe ein Problem mit Disziplin und Gier“, seine Begriffe Nummer 4 und 5. Erschwerend kommt noch hinzu: „Ich neige zum Größenwahn. Aber ändern wollte ich das nie. Denn im Umgang damit geht es mir besser, als wenn ich mich anpassen würde“, resümiert Rainer Schönfelder.
Aber was nimmt das Publikum von Rainer Schönfelders Lebensweisheiten mit? Sei du selbst, schätze dich richtig ein und versuche, soweit wie möglich diszipliniert bzw. gut vorbereitet zu sein. Dann fädelst du vielleicht hin und wieder bei einem Tor ein, aber mit der Zeit sicher öfter auch den einen oder anderen Deal.