Fast schon traditionell eröffnet Kitzbühel die Wintersaison mitten im Herbst auf dem Resterkogel. Mit konserviertem Schnee aus der Vorsaison spurten die Mitarbeiter zwei anspruchsvolle Pisten. Die Verhältnisse sind gut, die Nachfrage ebenso, aber die Kritik wird wohl nicht so schnell verstummen.
Auf riesiges Medienecho und viel Kritik stieß diese Woche Kitzbühels Frühstart in den Winter. Und das, obwohl die Bergbahnen diesen Coup (zumindest für Rest-Österreich) schon das vierte Jahr in Folge in Szene setzen. Es schade der Umwelt und dem Ruf des Tourismus, gebe KitzSki im Oktober zwei Pisten auf dem Resterkogel zwischen 1700 und 1900 Meter Seehöhe inmitten einer goldenen Herbst- und Wanderlandschaft frei, hieß es etwa.
Am 13. Oktober um 8.30 Uhr war es dann soweit, und wer zu spät kam, parkte bereits ungünstig. Noch bevor die Panoramabahn die erste Runde drehte, waren die ersten zwei (kleinen) Parkplätze restlos gefüllt. In erster Linie natürlich von PKW mit einem KB auf dem Kennzeichen. Aber auch die ersten Vereine fuhren früh morgens bei etwa 15 Grad auf den Resterkogel. Neben dem Kitzbüheler Ski Club u.a. der Nachwuchs aus Germering und Dachau in Bayern. Und auch zwei Journalisten des niederländischen Onlinemagazins Fantastisch Oostenrijk zogen ihre ersten Schwünge in den Kitzbüheler Alpen.
Die Pistenverhältnisse sind tadellos für Herbst, vor allem weil die Hänge schattenbegünstigt sind. Trotzdem ist es freilich sulzig, doch wer kompakte Abschnitte sucht, der findet sie. In die Landschaft gezaubert wurden die zwei weißen Bänder mit Schneereserven aus dem Vorjahr. Diese so genannten Schneedepots schob KitzSki im Frühjahr auf sieben riesige Haufen zusammen und packte sie ein. Um den gefrorenen Berg über den Sommer zu bringen und vor Sonne und UV-Strahlung zu schützen, wurde er zuerst mit Hartschaumplatten und schließlich mit einer Folie und UV-Flies abgedeckt (mehr über das Snowfarming lest ihr hier).
Die Saison eröffnet man also mit konserviertem Schnee aus der Vorsaison und dazu sei auch keine zusätzliche Energie, Chemie oder Wasser nötig: „Auch die Abdeckungen werden wieder verwendet“, sagt Josef Burger, Vorstand der Bergbahn AG Kitzbühel, gegenüber Skiing Penguin. Der Chef überzeugte sich vom Pistenzustand zum Saisonstart auch selbst. Josef Burger taten es auch Hunderte Skifans gleich. Von Pistenästheten bis hin zu Anfängern und das in jedem Alter. Neben dem surrealen Panorama überraschte nur so manches Outfit. Von einer kurzen Ledernen bis zur Badehose war fast alles dabei. Nur freier Oberkörper war keiner zu sehen.
Die Nachfrage sei da. 143.000 Beförderung verzeichnete KitzSki auf diesem Abschnitt bis 30. November, heißt es. So befremdlich das weiße Band auf viele auch wirken mag, so darf nicht vergessen werden, dass sich auch Spitzenathleten auf den frühen Saisonstart auf dieser Seehöhe riesig freuen. Sowohl der ÖSV als auch der DSV werden hier trainieren und die Pisten sind werktags für auch Skiclubs reserviert: „Training in Talnähe ist immer ansprechender, denn auf die Gletscher zu fahren ist vor allem für den Nachwuchs ein großer Aufwand“, sagt etwa Deutschlands Teamchef Wolfgang Maier. Von München nach Kitzbühel ist es noch immer weniger weit als etwa auf den Hintertuxer Gletscher.