Niclas Stjernberg und Erik Englund wollen alten Schleppliften zu neuem Glanz verhelfen und den Fahrkomfort erhöhen. Dafür erfanden sie mit „Boardie“ eine Sitzfläche, die nicht nur dreimal so groß ist, sondern auch Platz für Werbung bietet.
Was in den größeren Skigebieten zu einer aussterbenden Technik gehört, ist für kleinere Wintersportorte auch in Zukunft Existenzgrundlage: der Schlepplift. Besonders bequem war er nie, aber seit ihm immer komfortablere Konkurrenten den Rang ablaufen, rangiert er im Beliebtheitsranking unter den Liften weit hinten. Zwei junge Schweden eilen nun zu Stelle, um dem Schlepper eine Imagekorrektur zu verpassen: optisch und ergonomisch. „The T-bar has been a pain in the ass since 1934 – until now“ lautet das ebenso rotzfreche wie optimistische Motto von „Boardie“, gegründet von Niclas Stjernberg und Erik Englund im Jahr 2015.
„Erik und ich sind beide riesige Ski- und Snowboardfans. Irgendwann haben wir uns gedacht, warum soll es nicht möglich sein, Schlepplifte bequemer zu gestalten, damit sie auch wieder beliebter werden“, erzählt der 27-jährige Stjernberg. Eine Umfrage unter den Wintertouristen bestätigte das Duo: „Die Leute finden Schlepper schmerzhaft.“ Ein Jahr investierte das Duo in die Entwicklung: „Wir machten den Sitz dreimal so breit wie das Original, runder und formten ihn ergonomisch“, beschreibt Stjernberg die Adaptierungen. Die nächste Idee kam ihnen, als sie den Prototypen bestaunten: „Wir haben bemerkt, dass unser breiteres Design es ermöglicht, Werbung an der Unterseite des Bügels zu platzieren. Für den Sponsor bedeutet das Sichtbarkeit am ,Boardie‘ des Vorausfahrenden und an jenen, die von oben runter kommen.“
Stjernberg und Englund sind sicher einen innovativen Doppelpack gelandet zu haben: „Die Skifahrer finden ,Boardie‘ bequemer, die Liftbetreiber haben keine Kosten, da die Werbung den Lift gegenfinanziert und binnen weniger Jahre lässt sich damit auch Geld verdienen“, ist Stjernberg überzeugt. Die Skigebiete und Liftbetreiber stünden unter einem stetig wachsenden Druck ihre Lifte bequemer zu machen, ergänzt er und ihre Erfindung sei „eine günstige und schnelle Lösung“. 79 Euro kostet der Sitz, 29 Euro die Stange. Laut den Erfindern passe „Boardie“ auf jeden Schlepper und sei einfach zu befestigen.
Auf der ISPO München, der weltgrößten Fachmesse für Sportartikel und Sportmode, gab es für die Innovation des blitzblauen Bügels aus dem schwedischen Uppsala den Preis „Best Winter Hardware“ in der Kategorie „Brandnew“. 32 Skigebiete rüsteten bereits um, die meisten davon in Schweden und Norwegen. Kunden gibt es aber auch in Finnland, Deutschland (Söllereck in Oberstorf) sowie in der Schweiz (Brunni Alpthal) und in Chile. Und warum ist „Boardie“ blau? „So erkennt man auch von Weitem: Da hängt etwas Brandneues“, sagt Stjernberg stolz. Wer aber gleich 500 ordert, bekommt jede Farbe. Nostalgiker also auch das klassische Schwarz-Orange.
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