Wie bilanzieren eigentlich Athletinnen und Athleten aus der zweiten, dritten und vierten Reihe ihre Skisaison? Wir haben mit Nina Ortlieb, Johannes Strolz, Christopher Hörl, Sabrina Simader, Simon Breitfuss Kammerlander und Melanie Meilinger über ihr Fazit und ihre neuen Ziele gesprochen.
Die Skisaison ist Geschichte und die Bilanzen sind gezogen. In der breiten Öffentlichkeit zumindest jene der Superstars à la Mikaela Shiffrin, Marcel Hirscher und Co. Aber wie lautet das Fazit jener Läufer, die fast nie im Scheinwerferlicht stehen und nicht Woche für Woche ums Stockerl ringen. Wir sprachen mit jungen Weltcupläufern aus Österreich, Österreichern, die für Bolivien und Moldawien starten, einer Kenianerin und Buckelpisten-Artistin Melanie Meilinger aus Salzburg.
Die steirische Kenianerin
Sabrina Simader zeigt sich mit dem Verlauf ihrer Saison sehr zufrieden: „Denn ich habe mich gut entwickelt und starke Erfolge feiern dürfen. Es waren zwar ein paar Ups and Downs dabei, aber im Großen und Ganzen war es echt super“, sagt die Kenianerin, die im Alter von drei Jahren nach Oberösterreich gezogen ist und heute in der Steiermark lebt. Die erhoffte Etablierung im Weltcup ist ihr zwar noch nicht gelungen, aber Sabrina Simader wird am 13. April erst 21 Jahre jung. Zu ihren größten Erfolgen heuer zählt der Doppel-Sieg der FIS-Super-G in Krvavec Ende Jänner sowie drei weitere Top-5-Ergebnisse bei FIS-Rennen.
Im Weltcup steht nur ein Ergebnis zu Buche: Platz 49 im Super-G von Gröden – sechs Sekunden hinter Gewinnerin Ilka Stuhec. Für die kommende Saison hofft Sabrina Simader, die für Kenia fährt, in erster Linie ein Team-Budget aufstellen zu können, damit sie überhaupt in die Saison starten kann: „In zweiter Linie ist es mein großes Ziel, 2019/2020 einen Großteil des Speed-Weltcups zu fahren und mich natürlich in allen Bereichen stets weiterzuentwickeln – technisch, körperlich, mental und persönlich.“ Mehr über Sabrina Simaders Geschichte lest ihr hier.
Der Salzburger unter Moldawiens Flagge
Der Kampf um das Budget wird auch für Christopher Hörl – wie jedes Jahr – ein intensiver. Der Salzburger startet für Moldawien, die rund 100.000 Euro pro Saison muss er stets selbst auftreiben. In der heurigen Saison wollte er sich eigentlich in der Nähe der Top 30 im Weltcup stabilisieren und „lästig“ sein, das hat er allerdings nicht geschafft – noch nicht. Dabei war der Start am 1. Dezember mit Platz 3 in der FIS-Abfahrt von Gröden sehr gut und im Jänner fuhr Hörl in der Innerkrems zu seinem ersten Saisonsieg in einer FIS-Abfahrt. Der Ort in Kärnten scheint ihm überhaupt zu liegen, denn Mitte März folgten ebendort noch zwei Triumphe im Super-G.
Im Europacup bleibt Hörl 2019 vor allem Kitzbühel in Erinnerung: „Nach einem schweren Sturz im ersten Training bin ich trotz beidbeiniger Schienbein- und Fersenprellung im Rennen noch auf Platz 17 gefahren. Dann hab ich aber eine Zwangspause einlegen müssen. Mit der Saison bin ich den Umständen entsprechend sehr zufrieden. Ich hab das Maximum herausholen können“, sagt Hörl. Und was erhofft er sich für 2019/2020? „Ich möchte weiterhin so viel Freude am Skifahren haben, weniger oft stürzen, mehr Budget auftreiben und die ersten Weltcuppunkte einfahren.“ Nun heißt es für ihn erst einmal ab zum „Service“ – wie Christopher Hörl es nennt – und Ende April unters Messer.
Die Europacup-Gesamtsiegerin 2018/2019
Durchwachsen bilanziert Nina Ortlieb, Speed-Spezialistin aus Vorarlberg und Europacup-Gesamtsiegerin in der Saison 2018/2019. In ihrer ersten vollständigen Weltcup-Saison holte sie neun Top-30-Platzierungen, darunter Rang 13 im Super-G von Gröden und Rang 15 in der Abfahrt von Lake Louise: „Die heurige Saison war nicht ganz leicht. Einige tolle Leistungen, aber auch viele verpatzte Rennen“, sagt Nina Ortlieb. „Daher bin ich nicht ganz so zufrieden, jedoch sehe ich ich das Potential und bin schon wieder voll für die kommende Saison motiviert.“ Ihre Ziele für 2019/2020? „Am Ende der Saison möchte ich unter den besten 10 der Welt sein und natürlich bleibt das Podest ein großes Ziel.“
Der Europacup-Gesamtsieger 2018/2019
Fast 100 Weltcuppunkte konnte Johannes Strolz heuer einfahren. Auch er ist – wie Nina Ortlieb – Vorarlberger und Europacup-Gesamtsieger 2018/2019: „Mit der Slalomsaison bin ich zufrieden, da hab ich sicher einen großen Schritt getan. Immerhin hab ich bis zum Saisonbeginn im Slalom noch nie einen Weltcuppunkt gemacht und jetzt hab ich über 40 – das passt gut“, bilanziert Johannes Strolz. Insgesamt fuhr er acht Mal in die Top 30 und beim Slalom von Levi auf Platz 15. Nicht ganz rund gelaufen ist es für den 26-Jährigen im Riesentorlauf (trotz Rang 17 in Saalbach): „Da hab ich mit der Materialabstimmung Probleme gehabt. Unzufrieden bin ich mit der RTL-Saison trotzdem nicht, weil eine Steigerung da war.“ In der kommenden Saison möchte Strolz das skifahrerische Niveau so steigern, „dass ich konstant die Top-Ergebnisse der Vorsaison bestätigen und verbessern kann.“
Der Tiroler Bolivianer
Deutliche Worte zu seiner Performance findet Simon Breitfuss Kammerlander: „Mit meiner Saison bin ich eigentlich überhaupt nicht zufrieden. Es ist so ziemlich alles daneben gegangen und auch körperlich haben mich alte Verletzungen geplagt“, bilanziert der gebürtige Tiroler, der für Bolivien die Fahne im Skisport hoch hält. 18 Mal ging er heuer im Weltcup an den Start (in allen fünf Disziplinen!) und sein bestes Ergebnis war Platz 48. Das dafür aber gleich zweimal: in der Abfahrt von Wengen (12 Sekunden Rückstand auf den Sieger) und der Abfahrt von Kitzbühel (11 Sekunden Rückstand). „Bis auf einige gute Läufe hat es nicht wirklich gut funktioniert. Durch das straffe Programm ist leider auch keine Zeit geblieben, um dazwischen gute Trainingseinheiten zu absolvieren, und so war es auch schwierig, die perfekte Abstimmung und Sicherheit zu finden“, argumentiert Simon Breitfuss Kammerlander, der die letzten Tage noch in Russland um Punkte fuhr (Far East Cup, Russische Meisterschaft).
Insgesamt bestritt der 26-Jährige in dieser Saison fast unglaubliche 50 Rennen: „Für 2019/2020 ist mein Ziel natürlich wieder Spitzenplätze zu erreichen. Dafür werde ich jetzt im Anschluss an die Rennen gleich mit meinem Training weitermachen, um mich für die nächste Saison wieder top vorzubereiten. Damit dann alles besser funktioniert.“ Die ganze unvergleichliche Sportgeschichte über Simon Breitfuss Kammerlanders Weg von Tirol nach Bolivien lest ihr hier.
Die Salzburger Pistenartistin
Etwas aus der Reihe tanzt Melanie Meilinger, denn sie bevorzugt etwas holprigere Pisten als Nina Ortlieb, Johannes Strolz und Co. – die Salzburgerin ist Österreichs erfolgreichste Buckelpisten-Fahrerin. Auf ihre Saison, einem Mix aus Weltcup und Europacup, blickt sie „sehr zufrieden“ zurück. Mit dem 20. Platz im chinesischen Thaiwoo fuhr Melanie Meilinger im Dezember ihr bislang bestes Weltcup-Ergebnis ein. Die Rennen in Übersee ließ die 27-Jährige daraufhin aber aus und absolvierte stattdessen die Europacup-Tour: „Bei den insgesamt elf Wettkämpfen in Finnland, Schweden, Frankreich und der Schweiz hatte ich nie einen schlechteren Rang als Platz 7, was zum 2. Platz in der Gesamtwertung geführt hat“, freut sich Melanie Meilinger. Bei den Europacuprennen in Tignes (Moguls und Dual Moguls) fuhr sie binnen 24 Stunden gleich zweimal aufs Podium.
Auch wenn Melanie Meilingers Saison noch immer nicht zu Ende ist, blickt sie freilich schon auf 2019/2020: „In der kommenden Saison möchte ich mich wieder auf den Weltcup konzentrieren und die gesamte Tour bestreiten. Dafür braucht es aber auch noch einiges an Arbeit, um weitere Sponsoren zu finden, damit die finanziellen Kosten abgedeckt werden können.“ Ihr Ziel für nächstes Jahr ist sehr konkret: „Ich möchte mich im Weltcup in den Finalrängen, also in den Top 16 platzieren. Dafür braucht es eine schnelle saubere Fahrt mit zwei guten Sprüngen.“ An Urlaub denkt der Buckelpistenprofi noch lange nicht: „Um meine Ziele auch erreichen zu können, braucht es aber noch qualitatives Training auf Wasser und Schnee, was bei den heurigen Schneemengen wohl noch einige Wochen möglich sein wird.“ Und wenn der Rest Österreichs im Sommer baden gehen wird, macht Melanie Meilinger das auch – nur etwas anders (Details seht ihr hier).