Zeigt sich auf dem Weg Richtung Gipfel ganz unvermittelt und unverhofft eine Gams, kann der Tag nur ein guter werden. Klingt wie Jägerlatein und ist es auch. Trotzdem war die Gams, die unter der Trasse des Gletscherjets 1 Richtung Kitzsteinhorn im Schnee herumstakste, nur ein kleiner Vorbote der Schönheiten, die das höchste Salzburger Skigebiet zu bieten hat.
Gletscherduft liegt in der spürbar dünneren Luft auf dem 3029 Meter hoch gelegenen „Top of Salzburg“, der Aussichtsplattform am Kitzsteinhorn mit bestechendem Bergpanorama auf Österreichs höchste Gipfel. Während um die Skischuhe ein kalter Wind durch den Gitterrost zieht, wird einem beim Blick gen Norden erst klar, auf welch imposanten Berg man sich befindet. Fast das ganze Skigebiet am Kitzsteinhorn zeigt sich dank seines weitenläufigen Gletschers. Bei herrlichem Wetter ein Bild, das man nicht so schnell aus den Augen lassen möchte… wäre da nicht der Drang, endlich auf Ski die Pisten hinab zu rauschen.
Aber der Reihe nach. Vergleichsweise lange dauert nämlich der Aufstieg aufs Kitzsteinhorn, auch wenn das Skigebiet moderne Liftanlagen zu bieten hat. Aber der Weg vom 900 Meter „hoch“ gelegenen Tal hinter Kaprun bis zum Gipfel ist mit einer Höhendifferenz von über 2100 Metern schließlich nicht der kürzeste. Gleich vier Gletscherjets sind vonnöten, um den höchsten Punkt im Skigebiet zu erreichen. Ist die Schlange am Gletscherjet 1 zu lang, können eifrige Pistentiger übrigens auf die Panoramabahn ausweichen. Beide Gondeln führen parallel durch die steilen und schroffen Felsen zum ersten Zwischenstopp auf 1976 Meter Seehöhe. Während die meisten Skigebiete der Alpen schon ihr Aufstiegsmaximun erreicht hätten, geht der Pistenspaß am Kitzsteinhorn hier erst los. Beim Umsteigen in den Gletscherjet 2 zeigen sich breite, verspurte Tiefschneehänge – vier der fünf markierten aber unpräpariereten Freeride-Routen enden hier – und die Ausläufer der beiden „Talabfahrten“. Weiter runter geht es nur mit der Gondel.
Der eierförmige rote Gletscherjet 2 endet beim Alpincenter, dem Zentrum des Skigebiets mit diversen Verköstigungsmöglichkeiten und einem Notfall-Sportgeschäft auf 2450 Meter Höhe. Wer das Kitzsteinhorn noch nicht von Zell am See kommend bestaunen konnte, sieht jetzt erstmals das weitläufige hochalpine Gebiet. 18 der 22 Pisten verlaufen hier oben und auch die drei Snowparks befinden sich zwischen Gletscherplateau und Alpincenter.
Aus diesem Grund machen wir uns gleich zur nächsten Aufstiegsmöglichkeit auf, dem Gletscherjet 3. Auf dem Weg dorthin macht sich die dünnere Luft beim Schlittschuhschritt schon bemerkbar. Der 2015 neu gebaute Lift ist eine Kombibahn: Gipfelstürmer steigen in die 10er-Gondeln, die auch eine Weiterfahrt als Gletscherjet 4 bis aufs Gletscherhochplateau ermöglichen. Alle anderen fahren mit dem 8er-Sessellift mit Wetterschutzhauben bis zum Schmiedingerkees und beginnen dort ihren Skitag.
An der Bergstation Nummer 4 am Fuße des Kitzsteinhorngipfels angekommen – gleichzeitig der höchste Einstieg ins Skigebiet – lockt eine weitere Aufstiegsmöglichkeit: das Gletscher-Shuttle. Geschwind spaziert man durch den erst drei Jahre jungen Barbara-Stollen zur kurzen Standseilbahn, die nun wirklich der allerletzte Lift aufs Kitzsteinhorn ist. Auf 3029 Meter Seehöhe heißt es auf der Aussichtsplattform schließlich: Willkommen am Top of Salzburg! Während gen Süden der Gipfel des Kitzsteinhorns noch weitere 174 Meter aufragt, scheint bei Kaiserwetter ringsum nur der Horizont die Grenzen des endlos weiten Panoramas zu setzen.
Aber erstmal genug von der Aussicht, die übrigens auch im Rest des Skigebiets nie enttäuscht, auf geht’s auf die Pisten! Die ersten Hänge rund um die Magnetköpfl- und Kitzlifte am Gletscherplateau sind perfekt, um sich auf die ungewohnte Höhe und die Bedingungen einzustellen. Vor allem bei besonders kalten Temperaturen bremst der Schnee recht ordentlich, wurden die Ski nicht mit dem richtigen Wachs präpariert. Um zumindest aufgrund der Hangneigung etwas Tempo aufzunehmen, geht’s über die flachen und für Anfänger prädestinierten Gletscherpisten am Plateau zum Maurerlift. Auf 2900 Meter heißt es dann sich entscheiden, denn sowohl links, als auch rechts des Schleppers führen einladende schwarze Pisten entlang der Trasse zurück zur Talstation.
Weil die Kombination aus Fahrtwind und 20 Grad unter Null auch mal einen Pinguin zum Frösteln bringt, entscheiden wir uns anschließend für eine wärmende Fahrt mit dem Gletscherjet 4 zurück aufs Plateau. Hält man sich bei der neuerlichen Abfahrt rechts, öffnen sich bald die Einstiege in die rot markierten Schmiedinger- und Gletscherseepisten. Letztere ist ein idealer Hang für ein paar flotte Riesentorlaufschwünge. Und auch ihre Länge erfordert bei einer sportlichen Fahrt den einen oder anderen Zwischenstopp. Am Ende warten die Sonnenkarbahnen 1 und 2, wobei hier weniger von Etappen, als von einer Wahlmöglichkeit die Rede ist. Falsch machen kann man bei seiner Entscheidung allerdings nichts, denn beide Sessellifte führen zurück Richtung Gletscherjet 4-Einstieg.
Freunden von waghalsigen Sprüngen ist aber auf jeden Fall ein Fahrt mit der Sonnenkarbahn 2 zu empfehlen: Der Zweiersessellift verläuft teilweise über dem „Central Park“, einem abwechslungsreichen „Spielplatz“ für Freestyle-Könner (u.a. mit einem 20-Meter-Pro-Kicker, einer 12-Meter-S-Rail und einer 8-Meter-Hip-with-fat-Tube). Wer beim Zuschauen auch Lust auf ein paar kleine Tricks bekommen hat, kann am Ende der Fahrt in den „Easy Park“ cruisen, der mit Einsteiger-Obstacles Anfänger und Neugierige in die Freestyle-Welt schnuppern lässt. Auch eine Fahrt durch die 160 Meter lange und 6,6 Meter hohe „Superpipe“ ist für alle Könnensstufen geeignet – sofern sich Anfänger vom oberen Rand fernhalten.
Im Anschluss führen kurze Pistenautobahnen zum Alpincenter. Zur Mittagszeit ist hier Vorsicht geboten, denn rund um die Labestation liegen unzählige Ski im Schnee. Da es neben dem Essensangebot im Alpincenter nur vier weitere Hütten gibt, ist der Andrang besonders in Ferienzeiten genauso groß wie der Platzmangel und der aufkommende Hunger. Aber lieber noch ein paar feine Schwünge ziehen, als auf einen Tisch warten. Also schnallen wir die Ski wieder an und erkunden die tiefer gelegenen Pisten.
Über die Krefelder Piste carvt es sich zur Kristallbahn, einem 6er-Sessellift, der den nördlichsten Teil des Skigebiets erschließt. Lag es an der Mittagszeit oder der Abgeschiedenheit, die Kristall- und Rettenwandpisten zeigten sich zumindest bei unserem Besuch fast menschenleer. Durch ihre Länge und topografischen Gegebenheiten haben die beiden Strecken aber für jeden Skifahrer etwas zu bieten. Anfänger sollten sich dann aber doch nicht auf die Verlängerung beider Pisten direkt unter der Talstation der Kristallbahn wagen. Auf der „Black Mamba“ geht es mit einem Gefälle von bis zu 63 Prozent ordentlich zur Sache und das auch noch einen ganzen Kilometer lang. Damit ist sie die steilste Piste am Kitzsteinhorn.
Dadurch, dass sich die schwarze Mamba 290 Höhenmeter bis zum Langwiedboden hinabschlängelt, ist sie eine der beiden präparierten „Talabfahrten“. Als letzte Fahrt nach einem langen Skitag empfehlen wir aber die rot markierte Langwiedpiste, die müde Beine genug fordert. Auch sie endet an der Bergstation des Gletscherjet 1. Dort angekommen stehen Pistentiger wieder vor der Wahl: Die Talfahrt antreten oder doch wieder hinauf zu den feinen weiten Pisten und ein paar Schwünge in den Schnee ziehen? Wir entscheiden uns für Letzteres und genießen noch einmal die einzigartige Bergkulisse und den kalten Schnee.
Was uns gefallen hat
- die Gipfelwelt 3000 bietet nicht nur eine beeindruckende Aussichtsplattform, sondern auch ein Kino und eine Nationalpark-Galerie mit spannenden Einblicken in die Welt des Nationalparks Hohe Tauern
- mehrere markierte Freeride-Routen
- Snowparks für jedes Level
- alle Seilbahnen und Lifte werden mit Öko-Strom aus erneuerbaren Energieträgern betrieben
Was uns weniger gefallen hat
- zur Mittagszeit einen Platz in einer der wenigen Hütten zu finden, ist eine große Herausforderung
- weil das Skigebiet am Kitzsteinhorn für alle etwas zu bieten hat, sind die Pisten zu Ferienzeiten sehr voll
Kitzsteinhorn-Facts
- Tageskarte Erwachsene 51 Euro, Jugendliche 38 Euro, Kinder 25 Euro
- gratis parken und gratis Skibus
- 41 Pistenkilometer und 17 Lifte
- Schneesicherheit dank einer Höhe bis 3029 Meter und zusätzlicher künstlichen Beschneiung bis zum Gletscherrand
- Specials: Ice Camp, Superpipe, Easy Park, Central Park, Galcier Park, fünf Freeriderouten und eine Gletscherloipe
Und was gibt es noch?
Nach einem anstrengenden Skitag lässt es sich im Tauern Spa in Kaprun entspannen. Ab dem Winter 2018/19 geht’s mit zwei neuen Seilbahnen direkt von Kaprun auf den Maiskogel und von dort ins Gletscherskigebiet am Kitzsteinhorn.
Alle weiteren Infos findet ihr hier.