1100 Skiclubs gibt es in Österreich mit insgesamt 140.000 Mitgliedern. Um da Aufmerksamkeit zu erregen, braucht es schon besondere Kniffe. Der Club aus der „Wintermetropole“ Neusiedl am See versucht es mit Humor.
Wer in Österreich einen Skiclub gründet oder einem solchen angehört, zählt wahrlich zu keinem exklusiven Kreis. Insgesamt sind in der Alpenrepublik 1100 Vereine mit insgesamt 140.000 Mitglieder gemeldet – von West bis Ost bzw. vom WSV Andelsbuch in Vorarlberg über den USK Filzmoos in Salzburg und die SZ Patergassen in Kärnten bis zum UKS AMS Schiclub aus dem 18. Wiener Gemeindebezirk. Nicht einmal in der Bundeshauptstadt oder im hügelarmen Burgenland erregt ein Skiclub besonderes Aufsehen.
Das hat auch der Skiclub Neusiedl am See festgestellt und heuer sein Marketing verändert: Aufmerksamkeit durch Augenzwinkern 😉 So erzählt die neue Website etwa à la „Shrek“ von einem „Skiclub from far far away“ und lockt Interessenten u.a. mit diesem Slogan: „Werde Mitglied beim Club mit der weitesten Anfahrt zu einem Skigebiet.“ Auf Facebook macht sich der Obmann auf die (vergebliche) Suche nach einem potentiellen Hang im Seewinkel und er wird auch nicht müde, seine Mitglieder regelmäßig zum Lauftreff einzuladen – das allerdings nicht vergeblich.
Gerald Richter hob den Club 2011 gemeinsam mit Lisa Preschitz aus der Taufe und damals nicht ganz uneigennützig: „Um ehrlich zu sein war meine erste Ambition, dass ich selbst einfach Rennen fahren wollte und nicht zu einem anderen Verein gehen wollte. Mittlerweile geht es mir aber darum, auch im Nordburgenland etwas für den Wintersport anzubieten“, erinnert sich der gebürtige Hütteldorfer.
35 Mitglieder zählt der Skiclub aus Neusiedl am See, einem Hotspot des Sommertourismus auf 133 Meter Seehöhe. Die Vorbereitung auf den Winter hat mit den Lauftreffs inzwischen begonnen. Im Winter gibt es neben Skitechniktraining – in Kooperationen mit anderen Vereinen – auch Rennsporttraining. Für die Selbstironie zeichnet sich ebenfalls Gerald Richter verantwortlich: „Ein Skiclub in Neusiedl am See ist wie ein Yachtclub am Arlberg“ ist dem 45-Jährigen in einem Starthäuschen eingefallen: „Als der Starter auf die Startliste geblickt hat und kopfschüttelnd meinte ,Skiclub Neusiedl am See – was es alles nicht gibt?‘, habe ich ihm mit diesem Ausspruch geantwortet. Ich ließ dann in diesem Rennen – glaube ich – zwei oder drei Tiroler – hinter mir“, erzählt Gerald Richter, der im Brotberuf als Sport- und Community-Manager arbeitet. Natürlich auch in Neusiedl am See.
Stimmt es eigentlich überhaupt, dass man der Club mit der weitesten Anreise zu einem Skigebiet sei oder ist das nur ein PR-Gag? „Es ist nicht verifiziert, aber es kann stimmen. Mit etwas über einer Stunde Anfahrt zum nächsten Skigebiet sind wir schon von sehr weit weg. Deshalb auch ,Skiclub from far far away‘. Ich nehme da jetzt die Mannersdorfer Skiwiese und den Skilift in Wiesen aus. Ich hoffe die Leute dort, die diese Einrichtungen leidenschaftlich betreiben, sind mir jetzt nicht böse“, sagt Richter. Die Hausberge des Clubs sind der Hirschenkogel sowie das Stuhleck in 100 bzw. 135 Kilometer Entfernung.
Seine Hauptaufgabe sieht Gerald Richter darin, „andere für den Sport zu begeistern sowie Aktionen zu organisieren und anzubieten.Wir brauchen auch noch mehr Mitglieder um eine kritische Masse zu erreichen, um gewisse Dinge besser erledigen zu können, wie zum Beispiel hie und da einen Busausflug zu organisieren. Das heißt, Mitgliedergewinnung steht ganz oben auf der To-Do-Liste und dazu müssen wir begeistern!“. Und um zu begeistern braucht aus eben auch Humor und einen Hauch Ironie. 35 Mitglieder zählt man in Neusiedl am See aktuell und da sieht Gerald Richter noch viel Luft nach oben, vor allem bei den Jungen. Der größte Skiclub mit 8700 Mitgliedern findet sich übrigens in Kitzbühel. Und das bei 8300 Einwohnern.