Das Salzburger Kleinod Werfenweng hat zwar nur 27 Pistenkilometer, aber allein eine einzige Abfahrtsstrecke kann einen ganzen Vormittag Freude am Fahren bereiten.
Den wichtigsten Lift des Skigebietes „Ikarus“ zu nennen, mag auf den ersten Blick für leichte Verwunderung sorgen. Immerhin bezahlte die mythologische Figur mit den gewachsten Flügeln ihren Übermut mit dem Leben. Sobald man an Bord der Achter-Gondel feststellt, dass sie der Sonne doch nicht so nahe kommt, lässt es sich auf der Bischlinghöhe doch recht entspannt aussteigen. Mit 1834 Metern Seehöhe fehlt doch ein gehöriges Stück, bis einem der heiße Himmelskörper richtig gefährlich werden könnte – gesetzt dem Fall, man ist gut eingecremt.
Grüß Gott in Werfenweng, einer Gemeinde mit knapp 1000 Einwohnern, die außerhalb von Salzburg wohl nur Alpen-Insidern bekannt sein dürfte. Zwölf Kilometer sind es von hier nach Bischofshofen, acht nach Werfen, dem Ort ohne „Weng“, dafür mit eindrucksvoller Festung, die Hollywood schon mehrfach als Kulisse diente. Ein Blickfang ist auch das Panorama in Werfenweng von der Bischlinghöhe aus Richtung Salzachtal und Tennengebirge. „Ikarus“ entstiegen stehen die Wintersportler auch am Beginn der außergewöhnlichsten Abfahrt des ganzen Skigebiets, das mit neun Liften und 27 Kilometern an Pisten aufwarten kann (15 davon rot, elf blau). Die Panoramaabfahrt gleicht einer eigens inszenierten Ski-Teststrecke, die einen innerhalb von fünf Minuten mit allen Herausforderungen konfrontiert, die sonst auf mindestens drei Einzelstrecken zu suchen sind. Die erste Hälfte überzeugt mit einem Gefälle, das weder unter- noch überfordert und reichlich Platz bietet. Es folgt ein kurzer „Autobahn“-Abschnitt im Sinuskurven-Stil, ehe der nächste abwechslungsreiche Hang als einladender Prolog zur einzig schwarzen Passage Werfenwengs dient, kurz Panorama-Steilhang. Wer hier auf Können und Kanten nicht vertraut, nützt besser die Umfahrung (Panorama-Skiweg), denn es kommt regelrechtes Planai-Feeling auf – mit dem netten Nebeneffekt eines Schlusstücks, das zum Laufenlassen einlädt.
Selbst wenn Werfenweng nur aus „Ikarus“ und Panoramaabfahrt bestehen würde, könnten geübte Skifahrer hier zwei bis drei Stunden Freude am Fahren haben. Die Strecke ist nicht nur spaßig genug, sondern auch so fordernd lang, dass man die Gondelfahrt regelrecht herbeisehnt. Kürzer und etwas weniger spannend ist der Sonnenhang am Strussinglift, aber gegen „die Panorama“ ist es keine Schande etwas zu verblassen. Für Genussskifahrer ist auch der Sonnenhang ein ebensolcher, zudem macht er seinem Namen alle Ehre – inklusive Einkehrmöglichkeit in die Strussingalm direkt an der Talstation des gleichnamigen Vierer-Sesselliftes. Der Einstieg in die Strecke erfolgt übrigens auch über den „Ikarus“.
Via Strussingalm geht es – und das durchaus lohnend – auch Richtung Carvingstrecke namens „Eiskogel“. Die Ladenbergabfahrten sind hingegen auch etwas für müde Beinchen, Schnapfenriedl für ebensolche sowie Natur-Romantiker, denn der Schlepper liegt schon ganz schön abgelegen.
Wer nach Werfenweng fährt, aber schon im Ortszentrum (kostenlos) parken möchte und nicht bis zur „Ikarus“ vorfahren will, kann das kleine feine Skigebiet auch via Rosnerköpflbahn erobern. Wir empfehlen der Effektivität wegen (Liftzeit vs. Pistenfreunde) allerdings den Einstieg an der „Ikarus“.
Mag Werfenweng angesichts der Nachfrage in den Semesterferien auch längst kein Geheimtipp mehr sein, so bleibt das Örtchen dennoch ein charmantes und freundliches Kleinod mit Spaßmacher-Pisten.
Was uns gefallen hat:
- unaufgeregte und familienfreundliche Atmosphäre
- Kompaktheit und Vielseitigkeit in einem
- malerische Lage weitab vom Schuss
Was uns weniger gefallen hat:
- Werfenweng scheint Pistenrowdys anzuziehen
Werfenweng – Facts:
- Tageskarte Erwachsene 40,50 Euro, Ermäßigt 36,50 Euro, Kinder 21,50 Euro
- 27 Pistenkilometer und neun Lifte
- gratis parken (über 2000 Stellplätze)
- zwei Rodelbahnen mit jeweils sechs bzw. 1,2 Kilometern
Und was gibt es noch?
Direkt an der Talstation der „Ikarus” befindet sich der Kid’s Snowpark mit einer Vielzahl von Attraktionen für die kleinen Pistenflitzer. Von der Wellenbahn über den Fun Jungle Run geht es bis zur Waldabfahrt und den Ninja Worrior Track. Außerdem ist Werfenweng ein kleines Eldorado für Paragleiter, Start- und Landeplätze liegen in unmittelbarer Nähe der „Ikarus”.
Alle weiteren Informationen findet ihr hier.