Rund um den Weltcup

Sportjournalistinnen: Ein Leben in einer Männerwelt

Alina Zellhofer und Karoline Zobernig © ORF
Alina Zellhofer und Karoline Zobernig © ORF

Alina Zellhofer (30) und Karoline Zobernig (32) haben sich im männerdominierten Sportjournalismus etabliert. Im Interview sprechen sie über Respekt, Machos und blicken in die Zukunft, wann die erste Frau ein Skirennen kommentieren wird.  

Frau Zobernig, wie lautet Ihre ganz persönliche Bilanz der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang?
KAROLINE ZOBERNIG: Für mich waren es die ersten Olympischen Winterspiele nachdem ich in Rio 2016 mein Olympia-Debüt gefeiert habe, deshalb war ich vorweg vor allem neugierig, was auf mich zukommt. Zudem durfte ich mich mit Bob und Skeleton ja auch Schwerpunkten widmen, die im üblichen nordischen Winter eher weniger zum Tragen kommen. Ich hab die Spiele sehr fein gefunden – wegen der kurzen Wege zwischen den Sportstätten und vor allem wegen der unglaublichen Geschichten, die wir erleben durften: David Gleirscher, der auf der Rodelbahn sensationell zu Gold fährt, aber auch die harte Seite des Sports mit Janine Flock oder Teresa Stadlober. Absolutes Highlight war aber natürlich Ester Ledecká!

Frau Zellhofer, wie lautet Ihr Fazit?
ALINA ZELLHOFER: Vor den Olympischen Spielen war ich skeptisch, was auf uns zukommen würde – vor allem auch aufgrund der politisch angespannten Situation. Umso schöner war es zu sehen, dass die Spiele eine gewisse Annäherung zwischen Nord- und Südkorea gebracht haben, wie zum Beispiel das gemeinsame Damen-Eishockey-Team mit Spielerinnen beider Länder. Da ich sowohl im ORF-Studio, als auch bei den Snowboard- und Ski-Freestyle-Bewerben im Einsatz war, haben sich die Spiele für mich sehr abwechslungsreich gestaltet. Sportlich war mein persönliches Highlight die Goldmedaille von Anna Gasser im Big Air.

ORF-Sportmoderatorin Alina Zellhofer © ORF
ORF-Sportmoderatorin Alina Zellhofer © ORF

Mit Kristina Inhof und Ihnen beiden hielten endlich Frauen Einzug in den männerdominierten Sportjournalismus. Wie lange dauert es, bis man von den männlichen Berufskollegen und den männlichen Sportlern respektiert wird?
KAROLINE ZOBERNIG: Durch die Arbeitsumgebung bei Großereignissen ist ein professioneller Umgang miteinander schon vorgegeben, da ist gleich klar, dass wir hier beide unseren Job bestmöglich machen wollen. Doch auch bei Drehs abseits der Weltcup-, WM- oder Olympia-Stätten ist mir noch kein/-e SportlerIn respektlos begegnet. Ich habe im Landesstudio Steiermark als Praktikantin angefangen und bin dort von meinen ausschließlich männlichen Kollegen immer unterstützt worden. Als ich mich dann sukzessive in die Redaktionen eingearbeitet habe, hat sich der Respekt entsprechend eingestellt.

Wie ist es Ihnen ergangen, Frau Zellhofer?
ALINA ZELLHOFER: Meine Arbeitskollegen sind mir von Anfang an sehr offen begegnet und haben mir das Gefühl gegeben, dass Sie es begrüßen, dass ich als Frau meinen Weg im Sportjournalismus mache. Für die Sportler ist es mittlerweile auch nicht mehr ganz neu, dass sie auf Sportreporterinnen treffen. Ich denke, dass diesbezüglich die deutschen Privatsender eine gewisse Vorreiterrolle übernommen haben, da werden Frauen ja schon wesentlich länger im Sportjournalismus eingesetzt. Ob Mann oder Frau – man muss sich auskennen, um respektiert zu werden.

Es gab bzw. gibt Ihnen gegenüber kein machoides Verhalten? 
ALINA ZELLHOFER: Diese Erfahrung habe ich nicht gemacht.
KAROLINE ZOBERNIG: Ernst gemeintes Machogehabe unter Kollegen ist mir Gott sei Dank nicht begegnet. Eher musste ich außerhalb der Sportwelt auf die Grenzen eines traditionellen Rollenbildes hinweisen. Wenn etwa als Gegeben angenommen wird, dass ich bestimmt die Assistentin meines Kameramannes sei – weil die Idee einer Sportredakteurin noch zu weit weg erscheint. Da merke ich dann wieder, dass wir doch noch immer soetwas wie die Pionierinnenrolle innehaben.

„Ein Interview mit Zinedine Zidane oder Gianluigi Buffon wäre eine spannende Sache.“

Wann kommentiert im ORF zum ersten Mal eine Frau ein Skirennen bzw. Skispringen?
KAROLINE ZOBERNIG: Ich denke, das wird sich in den nächsten Jahren ergeben. Durch die Signalwirkung von „schau Frauen üben diesen Job auch aus“ wird der Beruf für junge Frauen hoffentlich nahbarer. Wenn wir zahlenmäßg mehr sind, dann wird sich auch eine Kollegin finden, die sich für Kommentar interessiert.
ALINA ZELLHOFER: Diese Entwicklung braucht Mut und Zeit. Ich bin mir sicher, dass es Frauen gibt, die dieser Aufgabe voll und ganz gerecht werden würden – das Entscheidende ist aber, dass sie das auch zu 100 Prozent wollen.

ORF-Sportmoderatorin Karoline Zobernig © ORF
ORF-Sportmoderatorin Karoline Zobernig © ORF

Wird vielleicht doch Fußball zum ersten Mal von einer Frau kommentiert werden?
KAROLINE ZOBERNIG: Dadurch, dass bei Ski Alpin schon Expertinnen am Mikro sitzen, denke ich, dass es dort schneller gehen kann.
ALINA ZELLHOFER: In Deutschland hat das ZDF mit Claudia Neumann ja bereits einen Vorstoß gewagt, vielleicht zieht Österreich ja schon bald nach …

Haben sie einen Traum als Sportjournalistinnen?
ALINA ZELLHOFER: Ich habe das Glück, bei Großereignissen wie Olympischen Spielen, Welt- oder Europameisterschaften in Interviews immer wieder auf beeindruckende und erfolgreiche Persönlichkeiten zu treffen. In Sachen Fußball wäre ein Interview mit Zinedine Zidane oder Gianluigi Buffon eine spannende Sache.
KAROLINE ZOBERNIG: Bei mir ist es ähnlich. Nachdem ich bei meinen ersten Olympischen Spielen Persönlichkeiten wie Usain Bolt bereits vor dem Mikro hatte, ist die Wunschliste nicht allzu lang. Persönlich würde ich mich gerne einmal mit Billie Jean King unterhalten.