Wasser, Physik und eine Menge Erfahrung sind die Zutaten, um mit einem Sprühbalken eine perfekte Rennstrecke zu präparieren. Sein Erfinder, der Tiroler Christian Steinbach, reist mit ihm seit fast 30 Jahren um die Welt und macht Pisten unverwundbar.
Spiegelnde Pisten, Kommentatoren, die von blankem Eis sprechen, und schon wird der Sprühbalken genannt. Er würde die Pisten vereisen, heißt es oft, für den Normalskifahrer unmöglich machen, sie zu befahren. „Das stimmt so gar nicht“ lächelt Christian Steinbach, Erfinder des ominösen Geräts, „aber aus dem Wording bekommt man das einfach nicht mehr heraus.“ Mit den oft spiegelglatten, blau schimmernden Pistenoberflächen, die im Weltcup zu sehen sind, hat der Injektionssprühbalken – wie er offiziell heißt – gar nichts zu tun. Ganz im Gegenteil: „Durch die Bearbeitung mit dem Balken wird die Piste hart, kompakt und widerstandsfähig. Zu sagen, sie wird vereist, ist faktisch ganz falsch,“ ergänzt Gitti Weber, die zusammen mit Christian Steinbach das Produkt exklusiv herstellt und vertreibt.
Was macht der Balken aber genau? „Der Injektionssprühbalken spritzt Wasser in den Schnee. Mit der Düse, die ich erfunden habe, wird das Wasser aber nicht linear, sondern kegelartig in den Schnee eingebracht und zerstäubt. Diese Kegel treffen sich in circa 30 Zentimeter Tiefe und verbinden sich zu einem durchgehenden Untergrund“, erklärt Steinbach. Gleichzeitig entstehen während der Bearbeitung tausende kleine Löcher in der Piste. „Der Kapillareffekt bringt das Wasser dann wieder fast an die Oberfläche. Über die Verdunstung wird Kälte produziert und der Schnee runtergekühlt,“ so Steinbach weiter. Durch diesen physikalischen Vorgang weist die Piste nicht an der Oberfläche, sondern in etwa 30 Zentimeter Tiefe die größte Harte auf – ideal für die immense Belastung eines Skirennens.
Die Idee, die Rennpiste widerstandsfähiger zu machen, kommt ganz einfach von einem Fairness-Gedanken: „Ich bin selber Rennen gefahren und weil ich selbst immer wieder durch große Löcher musste, wollte ich die Piste sicherer und fairer machen“, erzählt der Oberndorfer. Bei großen Sportereignissen wie dem Hahnenkammrennen wurde auch früher schon versucht, den Untergrund härter zu machen. Geglückt ist es damals aber noch nicht. „Angefangen wurde ja so, dass das Bundesheer zu Fuß die Rennpiste runtergestapft ist. Dann wurde Wasser darauf gespritzt und mit Ski die Piste eingetreten. Aber dadurch hatte man nur oben eine Eisschicht, darunter war es weich“, schildert Steinbach, der selbst 15 Jahre lang als Pistenchef beim Hahnenkammrennen tätig war. Ist nur die Oberfläche hart, bricht die Piste – die Folge sind weder sichere noch faire Bedingungen für alle Rennläufer.
Die ersten Weltcuppisten präparierte Christian Steinbach mit seinem Injektionssprühbalken aber nicht in der Heimat Kitzbühel, sondern in Amerika. „1993 habe ich in Beaver Creek und Lake Louise die Abfahrtspisten gemacht. Das war sensationell. Daraufhin wollte die FIS das auch bei anderen Stationen“, erinnert sich der Erfinder. Seit damals reisen Gitti Weber und Christian Steinbach um die Welt und bearbeiten Schnee. „Einige Weltcup-Strecken machen wir selbst, manche Teams haben wir eingeschult“, berichtet die Geschäftsführerin, „aber wir verkaufen ja nicht nur die Ware, sondern viel mehr das Know-How, das dahinter steckt.“ Nachahmer soll es schon ein paar gegeben haben, aber geschafft habe es bislang niemand.
Obwohl die Arbeit mit dem Injektionssprühbalken einfach wirkt, steckt viel Wissen und Erfahrung dahinter. „Es gibt drei Parameter, die eingestellt werden müssen: Die Düsengröße, der Druck und die Wassermenge“, erklärt Steinbach. Das alles geschieht in Abhängigkeit von Messungen, die alle 200 Meter auf der jeweiligen Piste durchgeführt werden. So spielen die Schnee- und Luftfeuchtigkeit, die Schnee- und Lufttemperatur und das Schneegewicht eine entscheidende Rolle.
Ebenso wichtig für die beiden ist zu wissen, was auf dieser Piste passieren wird: „Je nachdem, ob Herren oder Damen auf der Strecke fahren werden, arbeiten wir mit unterschiedlichen Härtegraden. Das gleiche gilt für die Disziplinen, denn eine Slalompiste muss härter und widerstandsfähiger sein als eine Abfahrt“, erklärt Weber. Ein Blick auf das Schneegewicht vor und nach der Bearbeitung macht das deutlich: „Ein Kubikmeter Schnee, der ganz natürlich fällt, hat ungefähr 70-100 Kilo, Maschinenschnee 350 Kilo. Für einen Herrenslalom muss ein Kubikmeter Schnee 650 Kilo auf die Waage bringen, das heißt, ich muss 300 Liter Wasser hineinspritzen“, weiht Steinbach in seine Technik ein.
Vor allem ein Slalom ist eine wahre Bestandsprobe für eine Piste. Viele Rennläufer fahren auf engstem Raum – dazu kommen noch die Torstangen, die im Schnee einschlagen. Ist die Piste wirklich gut präpariert worden, finden aber auch noch die Startnummern 75 und darüber beste Bedingungen vor. Darum schauen sich Steinbach und Weber immer die Ergebnislisten an. Wenn hohe Startnummern nach dem ersten Durchgang unter die Top 30 gefahren sind, können sie mit ihrer Arbeit zufrieden sein.