Trotz Schneekanonen und Skihallen würde eine Welt ohne natürlichen Schnee für Wintersportler einem Alptraum gleichkommen. Die Organisation Protect Our Winters hat sich den Schutz der weißen Flocken zum Ziel gesetzt. Mit Servus-TV-Journalistin Amelie Stiefvatter hat POW in Österreich seit Kurzem ein bekanntes Gesicht als Präsidentin.
Die Temperaturen des heurigen Sommers lagen zwei Grad über dem Schnitt und es gab zwei- bis dreimal so viele Hitzetage wie im Mittel und das seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahre 1767. So bilanziert die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik den Sommer 2018 in Österreich – den viertheißesten der Messgeschichte. Wer immer noch anzweifelt, dass die Hitzewellen dem Klimawandel geschuldet sind, gehört mittlerweile zur Minderheit. Der amerikanische Profi-Snowboarder Jeremy Jones sah sich bereits im Jahr 2007 mit der Tatsache konfrontiert, immer weniger offene Skigebiete zu finden, weil ihnen einfach der Schnee ausgegangen ist. Um die Wintersportgemeinschaft auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam zu machen und das Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt zu schärfen, gründete er damals die Non-Profit-Organisation Protect Our Winters. Seit drei Jahren ist Protect Our Winters, kurz POW, nun auch als eigenständige Tochter in Österreich aktiv – an ihrer Spitze steht seit Kurzem ein bekanntes Gesicht aus der Sportwelt: Sport-Journalistin Amelie Stiefvatter. Für Servus TV begleitet die 28-Jährige die Skistars des Weltcupzirkus rund um den Globus, der Schnee gehört also zu ihrem Arbeitsumfeld.
Stiefvatter steht einer Gemeinschaft aus Athleten, Partnern, Wirtschaft und Politik vor, die sich für einen umfassenden Klimaschutz einsetzt. 60 aktive Mitglieder zählt POW in Österreich. Der Arbeitsfokus liegt in der Umsetzung und Unterstützung von regionalen Projekten und Bildungsinitiativen, aber auch Aktivismus und Lobbyismus zählen dazu. „Unser Ziel ist es, die Bergsport-Gemeinschaft gegen den Klimawandel und für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Bergwelt zu bewegen“, erklärt Stiefvatter. Nicht nur der Winter an sich steht hier im Mittelpunkt, auch die Wirtschaft, die an der Bergsportbranche hängt: Jeder 14. Arbeitsplatz in Österreich ist direkt oder indirekt vom Wintersport abhängig, die jährlich erwirtschaftete Wertschöpfung beläuft sich auf rund elf Milliarden Euro.
Während der Skifahrer von heute sich vieler klimaschonender Verhaltensweisen erst bewusst werden muss, können die Wintersportler von morgen noch leichter gelenkt werden. „Bei unserer Bildungsinitiative ‚Hot Planet – Cool Athlete‘ schicken wir angesehene österreichische Sportler in heimische Schulen, um die nächste Generation von Klimaschützern zu inspirieren. Die Kinder hören ihren Idolen ganz anders zu als trockenen Wissenschaftlern – das macht das Projekt so erfolgreich“, erzählt Stiefvatter. 800 Schüler wurden durch diese Initiative im vergangenen Jahr auf den Klimawandel und seine Folgen für die Winter aufmerksam gemacht, heuer sollen es fast viermal so viele werden. International bekannte Freeride-Stars wie Sandra Lahnsteiner oder Lorraine Huber klären als POW-Rider nicht nur auf, sondern geben auch Tipps für den Alltag. „Wir haben die ‚7 Climate Signposts‘ ins Leben gerufen, die Ideen für ein klimafreundlicher gestaltetes Leben liefern,“ so Stiefvatter.
Einfacher leben, bewusst Geld ausgeben und Engagement gehören zu den Ratschlägen wie gesunde Ernährung, verantwortungsvolles Reisen und Wissen sammeln. „Vor allem in Österreich geht ein Großteil des CO2-Fußabdruckes eines Skitages auf das Konto der Mobilität“, erklärt die POW-Präsidentin. Mit 72 Prozent macht der Transport einen Großteil des CO2-Ausstoßes im Tourismus aus. Fahrgemeinschaften, Zug- oder Busfahren seien hier die Lösung: „So kann man gleich gemeinsam in den Tag starten“, betont Stiefvatter. Auch mit der Ernährung kann man dem Klima etwas Gutes tun: „Das Konsumieren regional produzierter Lebensmittel hilft auch den CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Dann gibt es eben keinen Spargelsalat im Dezember oder Erdbeeren im Jänner, sondern eine wärmende Kartoffelsuppe, die schmeckt nämlich immer“, rät Stiefvatter. Und zu guter Letzt das einfachste: Sich selbst mit der Thematik Klimawandel auseinandersetzen, um die eigene Meinung fundiert kundzutun und andere Menschen im Kampf gegen den Klimawandel mobilisieren zu können.
Abgesehen von ihrem beruflichen Bezug zum Skifahren zählt Amelie Stiefvatter den Sport schon seit Kindertagen zu ihren Hobbys: „Da meine Mama Tirolerin ist, sind wir als Kinder relativ früh auf den Latten gestanden – das heißt aber nicht, dass ich eine gute Skifahrerin bin“, schmunzelt sie. Obwohl sie in Berlin aufgewachsen ist, ging es auch dort auf den Berg: „In den 90er Jahren konnte man da auf dem Teufelsberg, einem Müllberg, noch Ski fahren. Aber das beschränkte sich auf einen Schlepplift“, erzählt Stiefvatter weiter. Mittlerweile hat sie in Obertauern ihr Lieblingsskigebiet gefunden – nah an ihrem Zuhause und perfekt zum Austoben.