Das verrückteste und spektakulärste Turnier im Rahmen des Golf-Festivals Kitzbühel ist die „Streif-Attack”. Heuer stellten sich wieder 60 Teilnehmer den zwölf Löchern zwischen Mausefalle, Seidlalm, Hausbergkante und Zielschuss.
Alexander Kölls bislang letzten Auftritt auf der Streif werden weder der Skiprofi selbst noch die Zuseher so schnell vergessen. Denn der für Schweden startende Osttiroler stürzte sich den Zielschuss im Jänner ziemlich spektakulär hinunter, allerdings nicht mehr auf zwei Brettln, sondern auf dem Hosenboden. Zum Glück blieb der 28-Jährige damals nahezu unverletzt und nun war der Tag der „Revanche“ gekommen. Anlässlich der „Streif Attack“ kehrte Alexander Köll auf Kitzbühels Hahnenkamm zurück. Bei dem traditionellen Golfturnier versuchen die Sportler die Abfahrtsstrecke und die zwölf Löcher zwischen Mausefalle und Zielhang zu bezwingen. Hier zählt gutes Schuhwerk fast genauso viel wie Treffsicherheit.
Am Starthaus zeigt sich Alexander Köll tiefenentspannt, denn er spürt diesmal keinerlei Druck. Wie auch? „Meine Golfkarriere fängt heute mit dem ersten Abschlag an“, sagt der gebürtige Matreier. „Aber ich bringe extrem viel Erfahrung vom Minigolf mit und auf der Driving Range war ich auch schon einmal.“ Als Schwachstelle in seinem Flight mit David Kreiner, Rudi Sailer und Erwin Hofreiter sieht er sich nicht: „Ich bin eher der Joker. Wenn es bei den Profis nicht läuft, kommt es auf die Glücks-Shots an.“ Angereist war Alexander Köll direkt vom Training mit seinen schwedischen Teamkollegen am Mölltaler Gletscher und spätestens zum Hahnenkamm-Wochenende 2020 kommt er wieder nach Kitzbühel.
Als Alexander Köll 1990 zur Welt gekommen ist, war die Karriere von Skilegende Hias Leitner bereits 18 Jahre zu Ende. Heute trennt die beiden nur ein Flight. Der 83-jährige Kitzbüheler spielt im Team mit Hanni Weirather, Sybille Beckenbauer und Andreas Reiter. Im Renntempo ist Hias Leitner die Streif um die zehnmal gefahren, beim Golfen über die steile Strecke ortet er im Vergleich dazu gar keine Gefahr: „Das ist heute nur ein Spaß und um nicht auszurutschen, habe ich die guten Stecken mit“, sagt er garniert mit einem herzhaften Lachen.
Einer der Edel-Fans der „Streif Attack“ ist Maria Höfl-Riesch. Die Olympiasiegerin konnte nie eine große Leidenschaft für Golf entwickeln, nahm die Streif heute aber noch vor den Golfern zu Fuß in Angriff: „Wir sind kurz vor 6.30 Uhr im Tal weggewandert und es war herrlich. Was will man bei so einem Wetter sonst machen, als auf den Berg gehen.“ Wie gut er die Strecke selbst im Sommer kennt, bewies Michael Huber, der Präsident des Kitzbüheler Skiclubs. Ihm gelang im Steilhang ein Hole-in-One. Das Team des KSC (Flight Nr. 1 mit Seppi Eberl, Jan Überall, Peter Obernauer und Michael Huber) wurde seiner Favoritenrolle heuer wieder voll gerecht und entschied die „Streif Attack“ zum bereits fünften Mal für sich.
Selbst nicht zum Schläger greift Signe Reisch, die Präsidentin des Kitzbüheler Tourismusverbandes: „Ich mach pro Jahr einen Schlag und das ist der erste Abschlag beim Präsidenten-Turnier am Rasmushof – dabei bleibts“, sagt sie und zeigt sich zufrieden mit dem 17. Golf-Festival Kitzbühel, in dessen Rahmen die „Streif Attack“ ausgetragen wird. An ihre eigene Golf-Geschichte denkt Signe Reisch ohne Wehmut zurück: „Früher, als ich noch nicht so eingespannt war, bin ich gerne eine Runde gegangen. Dazu fehlt mir heute die Zeit. Aber es ist gut so, wie es ist.“