Neu Rund um den Weltcup

Wie aus einem Guss

45.000 begeisterte Skifans jubelten am Samstag den Athleten zu © KSC/Klecha

Die 85. Hahnenkamm-Rennen verliefen untypisch reibungslos und brachten einen unerwarteten Abfahrtssieger. In Super-G und Slalom setzten sich die Favoriten durch. 

Ein Blick in die persönliche Bilanz von Michael Huber zeigt, welch besonderen Stellenwert die 85. Hahnenkamm-Rennen von 20. bis 26. Jänner 2025 einnehmen werden: „In meinen 35 Jahren an der Front ging eine Hahnenkamm-Woche zum neunten Mal so reibungslos, also ohne Start- und Programmverschiebungen, über die Bühne“, sagte der Chef des Organisationskomitees gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger. Gelegen ist es am hervorragenden Zusammenspiel zwischen Erfahrung, Professionalität, Leidenschaft und einer über Wochen idealen Wetterlage.

Geschneit hat es in Kitzbühel in diesem Winter zwar immer wieder, die sehr gute Auflage auf Streif und Ganslern lag heuer aber auch an der im Sommer 2024 entstandenen Schneeanlage – einem Gemeinschaftsprojekt von Bergbahn Kitzbühel und Kitzbüheler Ski Club. Dank einer neuen Kühlturmanlage und Erhöhung der Pumpleistung kann die Streif seit dieser Saison doppelt so schnell beschneit werden wie bisher. Auswirkungen hat es aber auch auf den Ganslernhang, der eine so breite Schneeauflage hatte, wie noch nie zuvor. So gab es für das traditionelle Juniors Race am Mittwoch, dem 22. Jänner, erstmals einen eigenen Korridor auf dem traditionsreichen Slalomhang. Bis der Nachwuchs im Ziel jubeln durfte (es gewann das Team Tirol vor den USA und Deutschland), sind auf der Streif am Dienstag und Mittwoch bereits zwei Abfahrtstrainings absolviert worden.

Am Freitag, dem 24. Jänner, war die Spannung schon in den Morgenstunden groß. Der Super-G feierte nach vier Jahren ein Comeback, was auf einen großen Wunsch der Athleten zurückging. Aber auch die Fans freuten sich, denn 18.000 kamen und erlebten den erwarteten Sieger: Marco Odermatt holte sich seinen ersten Triumph auf dem Hahnenkamm (vor dem Österreicher Raphael Haaser sowie dem Schweizer Stefan Rogentin) und für viele war es nur der Prolog zur Krönung des Schweizers am Samstag. Doch es sollte anders kommen. Ganz anders.

Die Abfahrt vor 45.000 Zusehern ging völlig unerwartet an den Kanadier James Crawford und bescherte seinem sportverrückten Heimatland einen der größten Ski-Erfolge in jüngster Zeit. Zwar sorgte der 27-Jährige auch für den letzten großen Triumph der Ahornblätter, holte er sich doch bei der WM 2023 (ebenso überraschend) Gold im Super-G. Im Weltcup fuhr James Crawford seinem ersten Sieg allerdings bis zum 25. Jänner 2025 hinterher. Über Platz 2 freute sich Alexis Monney aus der Schweiz, dahinter landete James Crawfords Teamkollege Cameron Alexander. Top-Favorit Marco Odermatt musste sich mit Platz 6 begnügen. Den bislang letzten kanadischen Abfahrtssieg in Kitzbühel gab es 1983, als Todd Brooker jubelte.

Nach einer emotionalen Siegerehrung am Samstagabend vor Zehntausenden Fans am Zielhaus hatte man in Kitzbühel das Wetterglück wohl ein wenig ausgereizt, denn beim Slalom am Sonntag zählten vor allem die Zuschauer zu den Gewinnern, die einen Regenschutz eingepackt hatten. 18.000 trotzten den ungemütlichen Bedingungen entlang der Strecke, 72 Athleten auf ihr. Und es hatte nicht nur das Wetter in sich, auch der Ganslern selbst, denn die Auflage war derartig kompakt, dass bereits im ersten Durchgang 21 Läufer auf der Strecke blieben. Die beste Spur erwischte Clement Noel und sicherte sich nach 2019 den zweiten Slalom-Sieg in Kitzbühel. Alex Vinatzer fuhr mit Startnummer 24 auf Platz 2, dahinter freute sich Lucas Pinheiro Braathen über den dritten Rang.

Um seinen ersten Abfahrtssieg in Kitzbühel muss Marco Odermatt weiterhin kämpfen. Mit seinem Erfolg im Super-G hat er aber eines sicher: Seine eigene Gondel der Hahnenkamm-Bahn. Die Zeremonie erfolgt voraussichtlich Ende Juni. Die „Gondel-Gala“ für James Crawford ist noch nicht fixiert.