Sein „beleidigtes“ Knie ließ letzte Saison kein einziges Rennen zu, heuer möchte Philipp Schörghofer noch einmal die Spitze im Riesentorlauf angreifen – und das auf einer nur Insidern bekannten Skimarke. Im Interview spricht der 35-jährige Salzburger über die hoch gesteckten Ziele, seinen Sohn Matthäus und die Pläne nach der Profikarriere.
Das Selbstbewusstsein ist Philipp Schörghofer während seiner Zwangspause nicht verloren gegangen: „Wenn ich fit bin und gut fahren, gehöre ich zu den Besten im Riesentorlauf – das ist schon Jahre so“, sagt der Routinier. Im Dezember 2006 feierte der heute 35-jährige Salzburger sein Debüt im Weltcup, nach einer langwierigen Knieverletzung, gibt er heuer in Sölden sein Comeback. Allerdings sein letztes, denn „noch so einen Winter wie den letzten, wird es sicher nicht geben“. Bislang fuhr „Schörgi“ sechsmal aufs Podest, seinen einzigen Sieg feierte der Riesentorlaufspezialist 2011 in Hinterstoder.
Herr Schörghofer, nachdem Sie in der Vorsaison kein einziges Rennen fahren konnten: Wie geht es dem Knie?
PHILIPP SCHÖRGHOFER: Danke, mir geht es gut und mit dem Knie geht es seit Dezember immer besser. Vor allem dank Gernot Schweitzer, meinem neuen Physio. Er hat sehr schnell erkannt, warum mir mein Knie so Probleme gemacht hat.
Was war denn Schuld?
PHILIPP SCHÖRGHOFER: Der Knorpel an der Außenseite ist beschädigt bzw kaputt und das ist beim Skifahren ziemlich blöd. Um den Schmerzen auszuweichen, hab ich die Belastung verändert, aber dadurch war der gesamte Bereich vom Oberschenkel bis zum Knie völlig überreizt. Da musste ich dagegen arbeiten und Körper bzw. Knie quasi neu formatieren – mit Statikveränderung und Beinachsentraining.
Wie fit sind Sie rund zwei Monate vor dem Saisonstart in Sölden?
PHILIPP SCHÖRGHOFER: Gesundheitlich bin ich voll fit, aber um im Weltcup wieder ganz vorne mitzufahren, braucht es schon noch ein paar Schritte. Jetzt bin ich einmal happy, dass ich mit dem Schneetraining in Zermatt ohne Einschränkungen beginnen hab können. Auch das Stangentraining war positiv und ich bin guter Dinge, dass alles bis Sölden passt.
Das heißt, Sie wollen in Sölden voll konkurrenzfähig sein?
PHILIPP SCHÖRGHOFER: Ja, es geht für mich nur darum ganz vorne mitzufahren. 30. oder 20. zu werden interessiert mich nicht mehr. Wenn du schon einmal ganz vorne warst, willst du nicht mehr nur mitfahren – das bringt ja nichts.
Mit welcher Platzierung wären Sie in Sölden zufrieden?
PHILIPP SCHÖRGHOFER: Zuallererst bin ich schon zufrieden, wenn ich am Start stehe. Bis zur Höchstform kann es schon ein bissl dauern und in Sölden bin ich happy, wenn ich unter die besten 15 komme.
Sie sind 35 Jahre alt. Kann das Ihre letzte Saison sein oder könnten Sie dem Weltcup noch viele Jahre erhalten bleiben, sollte die Form passen?
PHILIPP SCHÖRGHOFER: Genau so ist es. Noch so einen Winter wie den letzten, wird es sicher nicht geben. Aber sollte ich schnell sein und mein Knie mitspielen, fahre ich so lange wie es geht. Skifahren ist mein Leben.
Mit Hannes Reichelt, der im Juli 38 Jahre alt wurde, haben Sie in Sachen lange Karriere ja auch ein gutes Vorbild.
PHILIPP SCHÖRGHOFER: Gott sei Dank fährt der Hannes noch, denn so lange bleibt immer er der Älteste.
Trotzdem geht jede Karriere als Spitzensportler einmal zu Ende. Was würden Sie danach gerne machen? Einen Trainer-Job?
PHILIPP SCHÖRGHOFER: Trainer zu werden kann ich mir nicht vorstellen, aber sag niemals nie. Durch die neue Skifirma, bei der ich jetzt bin, haben sich aber schon gute Sachen für die Zukunft ergeben. Als Profi kann ich dazu beitragen das Unternehmen bekannter zu machen, kann bei der Ski-Entwicklung mitarbeiten oder auch junge Athleten scouten sowie managen. Beim ORF als Kommentator zu arbeiten, würde ich mich auch interessieren.
Apropos Skifirma. Den Ski zu wechseln ist ja nicht unüblich, aber hin zu „Augment“, einer so gut wie unbekannten Marke, zu wechseln, hat für großes Erstaunen gesorgt.
PHILIPP SCHÖRGHOFER: Noch kennen den Namen wenige, aber wenn ich ein bissl was erzähle, klingelt es bei manchen. Es gibt die Ski-Firma aus Stuhlfelden bei Mittersill seit drei Jahren, aber sie hat bislang „Croc“ geheißen. Weil man aber womöglich auch einmal in den Bereich Bekleidung gehen möchte, wollte man die Verwechslung mit den Gummischuhen von „Crocs“ vermeiden. Den neuen Namen „Augment“ finde ich sehr spannend, denn Augmented Reality ist ja schon länger in aller Munde. Noch ist das Unternehmen mit 16 Angestellten sehr klein, dafür stellt es höchste Qualität her. Jeder Ski wird etwa handgefertigt.
Wer hat eigentlichen wen gefunden?
PHILIPP SCHÖRGHOFER: „Augment“ hat mich irgendwann im Mai angerufen und da hab ich bei „Fischer“ noch nicht unterschrieben gehabt. Tim Jitloff ist die Ski letztes Jahr gefahren, er ist heuer aber zurückgetreten. Am Anfang hab ich mir schon gedacht, es wäre schon ein bissl verrückt, aber auf Ski ging es von Tag zu Tag besser und heute bin ich super-happy, dass ich es gewagt habe.
Zum Abschluss noch etwas Privates: Dass Familie Hirscher zum ersten Mal Nachwuchs bekommt, ist in aller Munde. Sie sind seit 2015 Vater von Matthäus. Was hat die Geburt Ihres Sohnes mit Ihnen als Rennläufer gemacht?
PHILIPP SCHÖRGHOFER: Mich hat es definitiv nicht langsamer gemacht. Es heißt ja oft, dass man durch jedes Kind sukzessive langsamer wird. Nein, mich hat das total motiviert, auch wenn es natürlich eine Challenge ist, Papa zu sein. Im Endeffekt ist es das Coolste auf der Welt. Freilich hab ich mich in den letzten Jahren genauso geärgert, wenn ich einen Blödsinn gefahren bin, aber dann schaust dir ein Foto am Handy an oder telefonierst mit deiner Frau und dem Kind und ganz schnell hat sich alles wieder relativiert. So wichtig mir das Skifahren ist, Priorität haben Familie, Kinder und Liebe.
Was kann die Vaterschaft mit Marcel Hirscher machen?
PHILIPP SCHÖRGHOFER: Darauf bin sehr gespannt, denn als Vater wird man auch empathischer und sozialer und so etwas ist bei uns Einzelsportlern nicht immer gut …